Lawinenwarntafel

APA/BARBARA GINDL

Punkt eins

"Erhebliche Lawinengefahr" - na und?

Naturgefahren verstehen: Über unseren Umgang mit dem Lawinenrisiko. Gäste: Dr. Jan-Thomas Fischer, Physiker, Lawinendynamiker, Leiter des Instituts für Naturgefahren am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Innsbruck & Dr. Renate Renner, Arbeitsgruppe Safety and Disaster Studies, Montanuniversität Leoben. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Sie seien leichtsinnig, ahnungslos und ignorant. Sie suchen den Kick und verfallen beim Anblick des weißen Pulverschnees in einen Rausch. Sie wiegen sich mit teurer Ausrüstung in falscher Sicherheit, lesen die Lawinenwarnberichte nicht oder planen ihre Touren nicht ordentlich. Werden, wenn der Winter lockt, alle Warnungen vergessen?

Seit Freitag sind neun Menschen im Westen Österreichs bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen und seither wird nicht nur in den Skigebieten die Frage nach dem "Warum" vor allem mit Schuldzuweisungen an die Wintersportler beantwortet. Warum fahren Menschen abseits der Pisten, obwohl die Lawinenverhältnisse ungünstig sind, obwohl Gefahrenstufe 3 ("erheblich") oder sogar mehr ausgegeben ist?

Die Frage nach der Schuld ist eine zutiefst menschliche, sagt die steirische Risikoforscherin und Psychotherapeutin Dr. Renate Renner. Anstatt die Schuldfrage zu diskutieren, plädiert sie dafür zu analysieren, was auf einer Skitour passiert - zwischen den Mitgliedern einer Gruppe, in der Risikowahrnehmung des Teams und jedes Einzelnen. Die Soziologin ist selbst passionierte Skitourengeherin und forscht als Senior Scientist der Arbeitsgruppe Safety and Disaster Studies an der Montanuniversität Leoben zu Risikokommunikation und Risikowahrnehmung. Mit Arnold Studeregger hat sie das Buch "Lawinen. 12 Regeln, die jeder kennen muss" herausgegeben, in dem sie viel Augenmerk auf klassische Risikowahrnehmungsfallen und gruppendynamische Prozesse legt. Für ihre Forschungen analysiert Renate Renner auch Lawinen-Unfälle.

Was aber wissen wir über Lawinen, ihre Entstehung und die Prozesse innerhalb der Schneemassen? Wie werden Lawinen erforscht? Was sind Risikofaktoren, die es zu beachten gilt und auf Basis welcher Parameter werden Lawinenwarnungen ausgegeben?

Dr. Jan-Thomas Fischer leitet das Institut für Naturgefahren am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Innsbruck und bringt den Blickwinkel des technischen und physikalischen Verständnisses der Naturgefahrenprozesse in die Debatte ein. Der habilitierte Physiker hat bereits seine Diplomarbeit zum Thema Lawinen verfasst; er ist Gründungsmitglied und Präsident der 2018 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Schnee und Lawinen (ÖGSL) und hat jüngst mit einem FWF- und DFG-geförderten Projekt Schlagzeilen gemacht, bei dem er mit Hilfe von Sensoren die Prozesse in den Schneemassen besser ergründen möchte.

Gemeinsam mit Renate Renner ist Jan-Thomas Fischer zu Gast bei Barbara Zeithammer, um unseren Umgang mit dem Lawinenrisiko sachlich zu analysieren. Was wollten Sie schon immer über Lawinen und ihre Erforschung wissen? Haben Sie Erfahrungen als Bergretter, Wintersportler oder Tourenführerin? Wie erklären Sie Ihren internationalen Hotelgästen die Gefahrensituation? Was haben Sie als Mitglied einer Skitourengruppe erlebt? Wie überprüfen Sie sich und Ihre Risikoeinschätzung selbst? Was geht Ihnen beim Anblick einer verlockenden Abfahrt abseits der Piste durch den Kopf?

Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns: unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Untertitel: Arnold Zamarin
Titel: Talking Snowflakes
Ausführende: Phoen
Label: Finetone

Untertitel: Claude Debussy
Titel: Children's Corner_ The Snow is Dancing
Ausführende: Philippe Entremont
Label: DECCA

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