Alina Dreyer

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Ein Plädoyer für den Tanz

"Worte können schwerwiegende Probleme zwar oft nicht lösen, aber sie können uns in schwierigen Momenten den Rücken stärken", stellt Aline Dreyer, Schauspielerin und Dolmetschstudentin, fest.

Dafür, dass ich Sprache sehr gern habe, wünsche ich mir überraschend oft, Menschen würden ein bisschen weniger reden. Und zwar nicht, weil ich nichts von ihnen wissen möchte - ganz im Gegenteil. Ich wünschte nur, wir würden uns weniger auf Worte verlassen und mehr auf eine andere Art von Sprache - nämlich die des Körpers.

Bewegung als Praxis ist seit Ewigkeiten tief in unserer Kultur verankert. Aus dem Bedürfnis heraus, die körpereigene Intuition zu befreien, hat die Menschheit tänzerische Rituale, volkseigene Tanzarten und schließlich höhere Kunstformen geschaffen. Trotzdem ist Tanz für die meisten von uns keine selbstverständliche Gewohnheit.

Wir haben gelernt, zu sprechen, die richtigen Dinge in den richtigen Situationen zu sagen - aber sehr wahrscheinlich nicht, das Unsagbare zu erkunden, in uns hineinzuhorchen und wirklich hinzuhören, um unsere Intuition zu finden. Die ist aber immer noch da, und wenn wir uns unserem Körper zuwenden, wird sie uns antworten. Dafür muss man keine Erfahrung haben und erst recht nicht den "richtigen" Körper - man muss nicht einmal unbedingt Musikgefühl haben.

Nicht umsonst werden auch in der Psychotherapie körperorientierte Techniken eingesetzt - weil eben nicht alles jederzeit analysierbar und kategorisierbar ist. Manchmal lässt man diesen Anspruch los, und man erlebt etwas, was man noch nie zuvor erlebt hat, und dann ist es vorbei, und man hat keine Worte dafür. Und das ist okay. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht in Worte fassen. Trotzdem können wir uns durch Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes spüren, uns öffnen, und so auch anderen Menschen offener begegnen. Wie es die berühmte zeitgenössische Tänzerin Isadora Duncan formulierte: "Wenn ich es dir sagen könnte, müsste ich es nicht tanzen."

Nicht jeder muss Solotänzer an der Staatsoper sein oder 800-Stunden-Yogalehrerin, um Nutzen aus Bewegung ziehen zu können. Dabei ist es egal, wann und wo, zu welcher Musik (oder ohne), und vor allem, wie. Ich genieße Tanzen heute mehr als je zuvor, weil ich verstanden habe, dass ich mich aus genau zwei Gründen bewege: für mich selbst, und für die wortlosen Begegnungen, die im Kontakt mit anderen entstehen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Patrick Doyle geb.1953
Vorlage: Jane Austen 1775 - 1817
Bearbeiter/Bearbeiterin: Lawrence Ashmore (Orchestr.)
Gesamttitel: SENSE AND SENSIBILITY / Original Filmmusik
Titel: There is nothing lost (00:00:59)
Anderer Gesamttitel: SINN UND SINNLICHKEIT / Original Filmmusik
Orchester: Filmorchester
Leitung: Robert Ziegler
Solist/Solistin: Clarinet - Robert Hill
Solist/Solistin: Flute - Jonathan Snowdon
Solist/Solistin: Oboe - Richard Morgan
Solist/Solistin: Piano - Tony Hymas
Solist/Solistin: Violin [Orchestra Leader] - Peter Manning
Länge: 00:59 min
Label: Sony Classical SK 62258

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