Johanna Schwanberg

LUXUNDLUMEN/MARLENE FRÖHLICH

Gedanken für den Tag

Ernährung und Klimawandel

Was Essens-Bilder alles offenbaren können, zeigt Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Präsidentin vom Icom Österreich, auf

Essen ist - wie wir jeden Tag spüren - lebensnotwendig. Insofern ist die Nahrungsaufnahme das Thema der Menschheit schlechthin.

Besonders spannend ist für mich, dass sich über das Essen nahezu alles über eine Gesellschaft herausfinden lässt. Anhand des Ernährungsverhaltens erfahren wir Wesentliches über die ökonomische Situation einer Gesellschaft, über deren Wertehaltung, deren religiöse Zugehörigkeit und deren kulturelle Identität. Essensstile offenbaren aber auch Körpervorstellungen und Geschlechterrollen, Hierarchien und Machtverhältnisse, die eine Gesellschaft kennzeichnen. An der Art und Weise, wie und was eine Gesellschaft isst, sehen wir auch, wie es um die globale Ungleichheit oder das Verhältnis von Mensch und Umwelt bestellt ist.

Mich fasziniert, dass Menschen über Jahrhunderte hinweg ihre ethische Haltung, ihr Weltbild und ihre politische Gesinnung stets besonders auch über die Ernährung ausgedrückt haben: Indem ich bestimmte Lebensmittel esse oder nicht esse, zeige ich, wer ich bin oder sein möchte und versuche zugleich Einfluss auf die Ökologie, die Ökonomie und das Klima zu nehmen. Gerade die Frage rund um die sogenannte "richtige" Ernährungsweise - vor allem in Bezug auf "vegetarisch", "vegan" oder "fleischhaltig" - wird in letzter Zeit aufgrund der sich zuspitzenden Klimakrise auch in privaten Kreisen immer härter diskutiert.

Ein Themenbereich, mit dem sich auch das amerikanische Künstlerkollektiv "DesertArtLAB" befasst. Es sucht fantasievolle Lösungen für das Kochen in Zeiten des Klimawandels - und hat für unsere Ausstellung "Mahlzeit" eine ungemein spannende Tischvitrine geschaffen: Zu sehen sind in wenig Erde eingebettete Wüstenpflanzen auf weißen Keramiktellern - angerichtet wie für ein besonders Mahl. Eine ebenso auf dem Tisch platzierte Menükarte nennt die Speisenfolge für das ungewöhnliche Wüsten-Dinner. Den Klimaveränderungen setzen die Kunstschaffenden ein entspanntes "Don't panic ... Eat!" entgegen und verdeutlichen, wie durch den Einsatz indigener landwirtschaftlicher Praktiken und geänderter Ernährungsweisen aus einer Bedrohung neue Möglichkeiten entwickelt werden können.

Kunst zeigt mir auf, dass es auch in schwierigen Lebenssituationen immer Grund zur Hoffnung gibt. Nämlich dann, wenn ich dem Leben mit Kreativität und Leidenschaft begegne, selbst wenn eine Situation ausweglos erscheint.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johan Helmich Roman
Album: Golovinmusiken - Musik für ein Festbankett des Russischen Gesandten Graf Golovin zu Ehren des neuen Zaren Peter II (1728)
Titel: Aria - für Blockflöte, Viola, Violoncello und Mandora
Anderssprachiger Titel: Tafelmusik
Solist/Solistin: Dan Laurin
Leitung: Dan Laurin
Ausführende: Höör Barock
Länge: 01:50 min
Label: BIS Records BIS2355

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