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Medizin und Gesundheit

Behandlungsmöglichkeiten bei Refluxbeschwerden

Das stößt sauer auf


Wer zu üppig, zu fett oder auch zu spät am Abend isst, kennt das unangenehme Gefühl des Sodbrennens. Mitunter sind solche Refluxbeschwerden so stark, dass die Betroffenen nachts erwachen oder gar den Eindruck haben, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Tatsächlich lassen sich die brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein nicht immer klar abgrenzen, sodass man im Englischen auch vom "Heartburn", also dem Herzbrennen, spricht. Jeder Fünfte ist hierzulande von gelegentlichem oder auch regelmäßigem Sodbrennen betroffen.

Reflux kann Speiseröhrenschleimhaut schädigen

Typischerweise kommt es zu einem Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre. Die Schleimhaut hat der aggressiven Säure nichts entgegenzusetzen, da sie nicht, wie der Magen, über eine entsprechende Schutzschicht verfügt. Dies kann, mit der Zeit, zu Entzündungen im unteren Bereich des Ösophagus führen (Refluxösophagitis, GERD). Hält dieser Zustand länger an, kann sich sogar die Struktur der Schleimhaut verändern.
Dann spricht man vom sogenannten Barrett-Ösophagus, der bei bis zu 10 Prozent der Menschen mit regelmäßigem Reflux auftritt und eine Vorstufe für Speiseröhrenkrebs darstellen kann. Eine solche Veränderung sollte engmaschig kontrolliert und im Zweifelsfall auch abgetragen werden.

Großteil der Beschwerden "hausgemacht"

Ursächlich für Refluxbeschwerden ist zum einen eine erhöhte Säureproduktion im Magen. Oft "hausgemacht" - denn Kaffee, Wein, Cola, Zigaretten etc. lassen die Salzsäure regelrecht sprudeln.
Doch auch eine Schwäche des Schließmuskels am Mageneingang kann zu einem Rückfluss führen. Zuviel Druck im Bauchraum, durch Übergewicht, Schwangerschaft oder auch beengte Kleidung, verstärken das Druckgefälle in Richtung Speiseröhre.
Die Betroffenen leiden an saurem Aufstoßen, Völlegefühl, auch Übelkeit. Vor allem beim Liegen in der Nacht, aber auch beim Bücken verstärken sich die Symptome. Oft sind die Beschwerden sehr diskret und äußern sich durch vermehrte Schleimbildung im Hals, Rachenentzündungen, Husten oder auch eine morgendliche Heiserkeit.

Keine Angst vor der Gastroskopie

Der Goldstandard der Diagnose ist die Gastroskopie (Magenspiegelung). Dabei wird mit einem Endoskop, einer Schlauchkamera, über die Speiseröhre und den Magen bis in den Zwölffingerdarm geblickt und es können Gewebeproben entnommen werden. Die früher als überaus unangenehm bekannte Prozedur wird mittlerweile routinemäßig, wie auch die Darmspiegelung, in Sedoanalgesie durchgeführt: Die Untersuchten schlafen also und bekommen von der Untersuchung nichts mit.

Bewährte und neue Therapieansätze

Am Beginn der Therapie steht die Ernährungs- und Lebensstilumstellung. Dazu muss jedoch ein individuelles Tagebuch geführt werden, um die Auslöser dingfest machen zu können, erklärt die Diätologin Martina Backhausen. Eine für alle gültige "Refluxdiät" gebe es jedoch nicht. Medikamentös stehen, neben frei in Drogerien und Apotheken erhältliche Substanzen, die den pH-Wert im Magen heben und damit die Säure etwas neutralisieren, sogenannte Protonenpumpenhemmer zur Verfügung. Diese, als "Magenschutz" bekannten Präparate seien, so der Chirurg Johannes Zacherl, zwar keine Dauerlösung, können jedoch eine Zeitlang, bei entsprechender Diagnose einer Magen- oder Speiseröhrenentzündung, hilfreich sein.

Nötigenfalls hilft eine Operation

Die Ultima ratio stellt die Chirurgie dar. Die durchgeführten Eingriffe einer Fundoplicatio, oder neuerdings auch eines Magnetbandes, das den Übergang von Speiseröhre zum Magen verengt, stellen lediglich Alternativen dar, um die Lebensqualität zu verbessern, wie der Chirurg Zacherl erläutert. Die Entstehung eines Barrett-Ösophagus könne man dadurch nicht wirklich verhindern. Ist diese Schädigung eingetreten, kann die veränderte Schleimhaut durch Endoskop und Radiofrequenzablation abgetragen und mittels Strom verödet werden.

Dr. Ronny Tekal wirft mit seinen Gästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors einen Blick in die Tiefen der Speiseröhre und zeigt Strategien auf, wie man das unangenehme Sodbrennen vermeiden kann.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Leiden Sie gelegentlich oder regelmäßig an Sodbrennen?

Haben Sie schon eine Magenspiegelung durchführen lassen? Wie waren Ihre Erfahrungen zur propagierten "sanften Methode"?

Wurde bei Ihnen eine Fundoplicatio oder eine Therapie mit einem flexiblen Magnetband durchgeführt?

Haben Sie persönlich hilfreiche Tipps gegen das Sodbrennen, die Sie uns mitteilen möchten?

Service

Studiogäste:

Martina Backhausen
Diätologin und ernährungsmedizinische Beraterin
Die Diätpraxis
Ärztezentrum Rahlgasse
Rahlgasse 1/12
A-1060 Wien
Tel: +43/699 12 11 22 10
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof. Dr. Christian Madl
Facharzt für Innere Medizin
Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung mit Zentrum für Gastroenterologische
und Hepatologische Erkrankungen und Gastrointestinale Endoskopie
Klinik Landstraße
Lehrstuhl für Gastroenterologie an der SFU
Juchgasse 25
A-1030 Wien
Tel: +43/1/711 65 2407
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof. Dr. Johannes Zacherl
Facharzt für Chirurgie
Vorstand der Abteilung für Chirurgie, Leiter des Zentrums für Speiseröhren- und Magenchirurgie
St. Josef-Krankenhaus
Lehrstuhl für Chirurgie des oberen Gastrointestinaltraktes an der SFU
Auhofstraße 189
A-1130 Wien
Tel. +43/1/878 44 5210
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Infos über Sodbrennen (Gesundheitsministerium, 2020)
Sodbrennen und Refluxerkrankungen (IQWiG, D)
Reflux/GERD (Meduniwien)
Infos über Magensäureblocker (Apothekenumschau, D)
Barrett Ösophagus (Fachverlag Gesundheit und Medizin, D)
Video: Magnetring: Rettungsring für Reflux (Uniklinik Hamburg-Eppendorf)
Übungen bei Reflux und Sodbrennen (Liebscher&Bracht)
Selbsthilfegruppe Speiseröhrenerkrankungen, Uniklinik Köln

Buch-Tipps:

Michael Schäffer, Christiane Paulsen, "Jeder Magen hat seinen Reiz: Warum wir Sodbrennen bekommen und Liebe durch den Magen geht", Heyne Verlag 2021

Maike Groeneveld, Anne Kamp, Lisa-Marie Gebauer, "Endlich Ruhe im Magen: Rezepte gegen Sodbrennen, Gastritis und Reizmagen", GU Verlag 2022

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