Marina Kojic

Marina Kojic - MAURICIO HERRERA/JORGE BLAZQUEZ

Gedanken für den Tag

Plädoyer für die Empathie

Marina Kojic, Medizinstudentin, Healthcare Research Consultant und Preisträgerin des ORF-Redewettbewerbs "Sag's Multi!", zum Internationalen Frauentag

Ich war ein klassisches begabtes Kind - ich habe eine Klasse übersprungen, Preise gewonnen und die Medizin-Aufnahmeprüfung beim ersten Mal bestanden. Im Nachhinein betrachtet war es laut aktueller Forschung keine Überraschung, dass ich als junge Erwachsene unerwartete Probleme im Medizinstudium hatte. Meine Noten waren nicht die besten, ich hatte plötzlich Prüfungsangst und Schwierigkeiten, Kontakte zu anderen Studierenden zu knüpfen. Ich hatte das Gefühl, die Welt an mir vorbeiziehen zu sehen.

Schnell kam dann auch die Diagnose der Depression - und dank eines sehr unterstützenden Umfeldes habe ich auch schnell Hilfe bekommen. Auch wenn es mir mit der Zeit besser ging, ist es mir immer noch schwergefallen, zur Medizin zurückzukehren. Mir wurde klar, dass die Struktur und das Studium selbst oftmals im direkten Widerspruch zu psychischer Gesundheit gestanden sind - insbesondere Frauen gegenüber.

Neben dem generellen Stigma gegenüber mentaler Gesundheit habe ich gemerkt, dass die Methoden, die mir halfen, meine Depression zu überwinden, oftmals als unerwünschte Eigenschaften einer Medizinstudentin angesehen wurden: Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit, Achtsamkeit und Nachsichtigkeit - stereotypisch weibliche Eigenschaften. Diese wurden im Studium nur punktuell eingefordert, wenn es um Patient:innenkontakt ging.

Meine Erfahrungen waren meist anders: Anekdotisch abwertend wurde in der Klinik von den emotionalen Patientinnen erzählt, "legendäre" Professoren haben implizit oder auch direkt gesagt, dass Themen der weiblichen Gesundheit weniger wichtig seien und hartes, starkes Auftreten wurde unter Studierenden als Erwartungswert vorgelebt. Meine Mitstudierenden haben oft gesagt: "So ist das eben, wenn du damit nicht umgehen kannst, solltest du vielleicht kein Arzt werden." Dabei habe ich die Arbeit mit Patientinnen und Patienten geliebt und vier Jahre lang in einer Klinik gearbeitet. Ich hatte das Gefühl, dass all diese "weiblichen" Eigenschaften mir unglaublich geholfen haben.

Ich begann mich zu fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, Ärztin zu werden und dabei gesund zu bleiben. Ehrlich gesagt, bin ich mir bis heute nicht sicher. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die daran arbeiten, dass dieser Bereich inklusiver wird und ich brenne immer noch für die Medizin. Jedenfalls bin ich derzeit sehr glücklich. Und so mein Gedanke für den Tag: Übt und belohnt Empathie - spätestens, wenn man selbst Patient:in ist, zahlt es sich aus.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

  • Internationaler Frauentag

Playlist

Komponist/Komponistin: Jon Brion
Gesamttitel: LADY BIRD / Original Filmmusik
Titel: Title Credits
Solist/Solistin: Anthony Parnther
Solist/Solistin: Damian Montano
Solist/Solistin: Rose Corrigan
Solist/Solistin: Dan Higgins
Solist/Solistin: Josh Ranz
Solist/Solistin: Steve Roberts
Solist/Solistin: Stuart Clark
Solist/Solistin: Heather Clark
Solist/Solistin: Jenni Olson
Solist/Solistin: Johanna Borenstein
Solist/Solistin: Jon Brion
Solist/Solistin: Lara Wickes
Solist/Solistin: Michele Forrest
Solist/Solistin: Rong-Huey Liu
Länge: 01:47 min
Label: Fire Soundtracks 00121450

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