Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

RSB/OLIVIA POHLENZ

Das Ö1 Konzert

Von C zu D

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Dirigent: Wladimir Jurowski; Franz Peter Zimmermann, Violine. Franz Schubert: Symphonie Nr. 8 C-Dur D 944 * Igor Strawinsky: Konzert für Violine und Orchester D-Dur (aufgenommen am 29. Jänner in der Berliner Philharmonie)

Kuddelmuddel und kein Ende?

Schubert hat seine letzte Symphonie nie gehört. Lange Zeit wurde sie als Nummer 9 geführt, als Nummer 8 wurden die zwei Sätze der "Unvollendeten" gereiht. Lange Zeit hat man nach einer "Gasteiner Symphonie" gesucht. Aus einer brieflichen Erwähnung hat man ihr, entsprechend der Entstehungszeit, die Nummer 7 verpasst. Die "große" C-Dur wurde wegen ihrer vermeintlichen Entstehungszeit im März 1828 als letzte "vollendete" angesehen und als "Neunte" gereiht. Die "große C-Dur" ist allerdings in den Jahren 1825/26, also nach der sogenannten "Unvollendeten", entstanden. Heute könnte man wissen, dass mit der in Schuberts Brief aus Gastein erwähnten Symphonie die "große C-Dur" gemeint war. Der Musikwissenschafter Ernst Hilmar konnte nachweisen, dass die vermeintliche Nr. 8 rechts oben auf dem ersten Partiturblatt eine abgeschnittene 5 ist, und die "große C-Dur" daher im März 1825 entstanden ist. Mit fremder Hand wurde auf der Partitur das Jahr 1828 vermerkt. Seit 1978, seit der Neuauflage des Deutsch-Verzeichnisses, trägt Schuberts letzte Symphonie, der Reihenfolge der Entstehung entsprechend, endgültig die Nummer 8. Oder sollte diese Nummer tragen, denn noch immer gibt es in Ankündigungen einen Kuddelmuddel. Um die Achte von der kurzen Sechsten zu unterscheiden, die ebenfalls in C-Dur steht, hat sie den Beinamen "große C-Dur" erhalten, was vielleicht auch ein Werturteil miteinschließt. Uraufgeführt wurde "die große C-Dur" im Gewandhaus zu Leipzig unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy am 31. März 1839 - elf Jahre nach Schuberts Tod.


Nicht modern genug

"Das ganze Orchester hämmerte. Ein grandioser Eindruck. Unheimliche Begeisterung der ausverkauften Philharmonie", so ein enthusiasmierter Rezensent nach der Uraufführung des Violinkonzerts von Strawinsky. Das "Concerto en ré" gilt als ein Höhepunkt in der Orchestergeschichte des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Strawinsky dirigierte selbst am 23. Oktober 1931 die Uraufführung in Berlin mit dem Funkorchester. Solist war der Auftraggeber, der amerikanisch-polnische Geiger Samuel Dushkin.

Gefälligkeit haben strenge Modernisten dem Werk vorgeworfen. Vor allem eine vorsichtige Rückkehr zu barocken Elementen fällt auf. Alle fünf Sätzen verbindet, was Strawinsky sich im Zusammenhang mit seinem Oktett Jahre zuvor vorgenommen hatte: Verzicht auf Crescendo und Decrescendo (auf fließende Übergänge von piano zu forte und umgekehrt), stattdessen eher schroffe Gegenüberstellung in Rückbesinnung auf die Stufendynamik. Sein "Hauptinteresse galt den diversen Verbindungen zwischen Violine und Orchester", so Strawinsky. Russische Tonfälle erinnern an das Violinsolo aus Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten", die Solopartie in Aria I erinnert an Ballettmusik, Aria II kann als Hommage an J.S. Bach durchgehen, der Finalsatz an Tschaikowsky.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/ 1797-1828
Titel: Symphonie Nr.8 in C-Dur DV 944 (vormals Nr.7 oder Nr.9 lt.DV)
Populartitel: Große C-Dur-Symphonie
* Andante - Allegro ma non troppo - 1.Satz
* Andante con moto - 2.Satz
* Scherzo. Allegro vivace - Trio - 3.Satz
* Finale. Allegro vivace - 4.Satz
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Wladimir Jurowski
Länge: 61:35 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Igor Strawinsky/1882 - 1971
Titel: Konzert für Violine und Orchester in D-Dur
Violinkonzert
* Toccata - 1.Satz
* Aria I - 2.Satz
* Aria II - 3.Satz
* Capriccio - 4.Satz
Solist/Solistin: Frank-Peter Zimmernmann
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Wladimir Jurowski
Länge: 18:15 min
Label: EBU

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