Radiokolleg

Animalischen Gerüchen auf der Spur

Die Sprache der Tiere (4)

Neben Lauten, Schallwellen, Mimik und Tänzen kommunizieren Tiere auch über den Geruchssinn: Düfte, Gestank und chemische Botschaften dienen dazu, ein Revier zu markieren, die Mitglieder einer Kolonie zusammenzurufen, einander zu erkennen oder einen Partner zu finden, indem man einer "Duftspur" folgt. Diese Art der olfaktorischen Kommunikation hat sich auf der Erde tatsächlich als erste Form der Kommunikation etwa bei den Einzellern entwickelt. Als sich dann die Fähigkeit herausgebildet hat, zwischen dem Geruch von "Nahrung" und dem von Artgenossen oder anderen Organismen hinterlassenen "Abfallprodukten" zu unterscheiden, war der Grundstein für die olfaktorische Kommunikation gelegt.
Das wohl bekannteste Tier, das sich des Gestanks als Waffe bedient, ist das sogenannte Stinktier. Die Mephitidae oder auch Skunks haben im Laufe der Evolution ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem entwickelt: Wenn ein potentieller Angreifer auf die Warnungen durch Aufstampfen der Vorderpfoten und das Anheben des Schwanzes nicht reagiert, versprüht das Stinktier aus den ausgeprägten Analdrüsen kurzerhand ein streng riechendes Sekret, das bis zu 6 Meter weit verspritzt werden kann und nach faulen Eiern, Knoblauch und verbranntem Gummi riecht.
Gerüche spielen bei den Tieren aber nicht nur bei der Markierung des Reviers durch Urin oder Kot eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Paarung und Auswahl potentieller Partner. So weist in der Paarungszeit der Wombats der würfelförmige Kot der Männchen etwa einen höheren Testosteronspiegel auf, während die Männchen am Kot der Weibchen aufgrund von Progesteron-Abbauprodukten die Fruchtbarkeit potentieller Partnerinnen erraten können. Das Schnüffeln scheint sich dabei in vielen Fällen zu lohnen.

Service

Kostenfreie Podcasts:
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Angela Stöger: Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten: Wie Tiere kommunizieren und was wir lernen, wenn wir ihnen wirklich zuhören.
Brandstätter Verlag, 2021; 224 Seiten

Ralph Müller (Autor), Armin Hofmann (Fotograf): Die geheime Sprache der Vögel: Den Vögeln lauschen, sich berühren lassen, von ihnen lernen.
AT Verlag, 2010; 256 Seiten

Thomas Bugnyar: Raben: Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten.
Brandstätter Verlag, 2022; 224 Seiten

Tom Mustill (Autor), Christel Dormagen (Übersetzer): Die Sprache der Wale: Eine Reise in die Welt der Tierkommunikation.
Rowohlt Buchverlag, 2023; 400 Seiten

Francesca Buoninconti (Autorin), Karin Fleischanderl (Übersetzerin): Tierisch laut: Die wundersame Welt der Kommunikation im Tierreich.
Folio-Verlag, 2022; 380 Seiten

Bernhard Weßling: Der Ruf der Kraniche: Expeditionen in eine geheimnisvolle Welt.
Goldmann Verlag, 2020; 416 Seiten


Ausstellung Kommunikation im Tierreich

"Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren" im "Haus für Natur" in St. Pölten.
Die neue Sonderausstellung "Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren" im "Haus für Natur" in St. Pölten läuft von 18. März bis 11. Februar 2024 und bietet auch interessante Einblicke in die neueste Forschung zum Thema.

Sendereihe

Gestaltung

  • Johannes Gelich