Crack Ignaz & Young Krillin - Die Erfindung von Cloud Rap

16. März 2023, 09:45

Salzburg war Anfang der 2010er Jahre eine Keimzelle für deutschsprachigen Rap. Dort änderten die Rapper und Producer des Kollektivs Hanuschplatzflow die Regeln davon, was als guter Reim galt, was als guter Beat und was als guter Geschmack. Man nahm deutliche Anleihen beim US-Rap aus den Südstaaten, sowohl was Sounds wie auch Inhalte anging. Bald war von "Cloud Rap" die Rede, ein Label, das viele ablehnten. "Cloud Rap ist mein Baby, ich habe das erfunden", sagt der Salzburger Produzent und Rapper Young Krillin heute. Immerhin hätte es damals in Salzburg tatsächlich eine Art Subkultur gegeben mit eigenen Codes, eigenem Humor und eigener Ikonografie. Das Cover eines Mixtapes collagierte etwa die Salzburger Skyline vor lila Wolken, lila Rauchschwaden und großen Trucks mit Limonade.
In gewisser Weise war das Punk. Es ging darum nicht der Moral, den Medien und der Ästhetik der Mehrheit zu entsprechen. Manchmal schoß es übers Ziel hinaus, aber es war selten langweilig. Der Rapper Crack Ignaz wurde 2015 mit einer Serie an Veröffentlichungen zum Aushängeschild einer Szene, die sich von Salzburg, Wien und Köln aus am liebsten im Internet traf. Große deutsche Medien fragten um Interviews an und erklärten anschließend in ihren Artikeln die Bedeutung von Wörtern wie "Oida" und "hackeln". Vor den Locations einer gemeinsamen Tour bildeten sich hundert Meter lange Schlangen und als Crack Ignaz sich zur Melodie von Amilcare Ponchielli zum König der Alpen krönte, löste das kalkulierte Empörung aus.
Auch der Salzburger Produzent Lex Lugner arbeitete immer häufiger mit deutschen Rappern zusammen, etwa mit dem großgewachsenen Rin, dessen Debüt-Album "Eros" von 2017 bis auf Platz Drei der deutschen Charts vorstieß. Und Cloud Rap war für einige Monate der Sound der Stunde.
Gestaltung: Stefan Niederwieser

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