Feder im Sand, Strand, Meer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Salzburger Nachtstudio

Abstinenz

Die Kultur des Entsagens

Es wird wieder gefastet. Zumindest, wenn man sich an die Regeln des Christentums hält, nach denen sich Gläubige von Aschermittwoch bis Karsamstag in Enthaltsamkeit üben sollen. Das betrifft auch, aber bei weitem nicht nur das Essen. Nahrungsreduktion bis Verzicht wird in vielen Kulturen und Religionen praktiziert - dahinter können aber auch ganz andere Motive stecken. Den einen stört der Bierbauch, die andere will sich heilfasten und der nächste hungert aus politischem Protest.

Askese. Zum Glück bedeutet dieser Begriff aus dem griechischen übersetzt so viel wie "üben" - man kann es also jedes Jahr aufs Neue ausprobieren. Allerdings heißt Askese noch viel mehr. Angestrebt werden dabei Tugenden, Fertigkeiten, Selbstkontrolle und charakterliche wie körperliche Stärke in vielfacher Hinsicht. Erreicht werden soll das unter anderem eben über Abstinenz. Noch so ein Begriff - diesmal aus dem Lateinischen und diesmal bedeutet er wortwörtlich sich fern- oder zurückzuhalten.

Nahrung, Alkohol, Sexualität, Kaufverhalten, ja neuerdings auch, aus einem vermeintlichen Klimaschutzgedanken heraus, der Verzicht eigenen Nachwuchs in die Welt zu setzen. Es gibt kaum einen hedonistischen Lebensbereich, den die Menschheit nicht schon zu beschneiden wusste. Die Gründe sind mindestens genauso vielfältig wie die Formen der Abstinenz. Auch in der Wissenschaft spielt die Abstinenz eine Rolle und wird dabei aus unterschiedlichsten Blickwinkeln unter die Lupe genommen.

Wie heilsam und gesund beziehungsweise wie schädlich oder brutal Enthaltsamkeit sein kann, ist eine Frage der Perspektive - und auch der Umsetzung sowie der individuellen Beschaffenheit. Denn wie immer im Leben, heißt es auch hier: die Dosis macht das Gift. Und um das Motto des guten alten Paracelsus etwas zu ergänzen: Ob etwas als Gift oder als Heilmittel gilt, ist letztlich auch eine gesellschaftliche Interpretation.

Dabei geht es in diesem Salzburger Nachtstudio von Daphne Hruby keineswegs darum, die verschiedenen Formen der Abstinenz zu bewerten - vielmehr soll den Ursachen wie Auswirkungen auf den Grund gegangen werden.

Sendereihe

Gestaltung

  • Daphne Hruby