
Clemens J. Setz - SUHRKAMP VERLAG/MAX ZERRAHN
Radiogeschichten
Quer gedacht: ein Leben in der Hohlwelt
"Monde vor der Landung" v. Clemens J. Setz. Es liest Martin Brachvogel. Gestaltung: Ilse Amenitsch
5. April 2023, 11:05
Ins Worms der 1920er und -30er Jahre und in die Gedankenwelt eines Verschwörungstheoretikers führt der erste historische Roman des gebürtigen Grazer Schriftstellers Clemens J. Setz "Monde vor der Landung". In der Luther- und Nibelungenstadt hatte sich der ehemalige Fliegerleutnant Peter Bender nach dem ersten Weltkrieg mit seiner jüdischen Frau Charlotte niedergelassen, die sog. "Wormser Menschengemeinde", eine Art Sekte, ins Leben gerufen und als brillanter Redner seine Hohl-Welt Theorie zu verbreiten versucht.
Bender glaubte nämlich felsenfest, die Menschheit lebe im Inneren der Weltkugel. Er wurde dafür mehrmals eingesperrt, auch ins Irrenhaus gesteckt und verrannte sich sosehr in seiner Ideologie, dass er die Gefahr des zusehends erstarkenden Nationalsozialismus verkannte und wie seine jüdische Frau im KZ endete. Eine Lebensgeschichte, der man mit Clemens J. Setz fasziniert über 520 Seiten folgt. Der Büchner- Preis-Träger zeichnet den frühen Querdenker in seiner ganzen Verschroben- und Besessenheit. Mit zahlreichen Pointen in Setzsche Poesie gehüllt, stellt er den tragischen Helden aber niemals bloß. Denn, wie Clemens Setz im ORF-Steiermark-Interview sagt, sei er ihm in manchem vielleicht nicht unähnlich.
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Clemens J. Setz: "Monde vor der Landung". Suhrkamp 2023