Aufbruch in Richtung Freiheit

5. April 2023, 06:56

"Aus mir, dem einsamen Alkoholiker, der aus dieser Welt fliehen wollte, wurde langsam ein Mensch, der das Leben liebt", sagt Arthur.

In meinem Bischofshaus trifft sich wöchentlich eine Gruppe der Anonymen Alkoholiker. Sie ermutigen sich gegenseitig, weil sie Geschmack gefunden haben an der wiedererlangten Freiheit. Es ist ihnen bewusst, dass sie suchtanfällig bleiben, viele von ihnen erfahren sich auf die Hilfe einer höheren Macht angewiesen. Nicht nur diese Demut bewundere ich, sondern vor allem, dass sie konsequent einen "Weg der Versöhnung" gehen. Sie bitten alle Menschen um Vergebung, denen sie irgendwann Leid zugefügt haben - kein leichter Job!

Leider gibt es zu viele Schuldgeschichten, die ganze Familien in Geiselhaft nehmen. Uralte Kränkungen und Vergehen, die nachhaltig Beziehungen lähmen. Was tun? Ich denke an die Erzählung vom Gelähmten, der zu Jesus gebracht wurde. Bevor er ihn körperlich geheilt hat, hat er ihm die Vergebung seiner Sünden zugesprochen. Totales Unverständnis bei den Umstehenden, aber letztlich doch klar: Die innerliche Lähmung muss zuerst geheilt werden. Vergebung ist die Aufstehkraft und der Anschub, um wieder in die Gänge zu kommen. Vergebung kann Menschen frei machen.

Am Mittwoch beginnt mit dem Abendgottesdienst in der Synagoge und dem Seder-Mahl in den Familien, das jüdische Pessach-Fest. Es ist das Fest des Aufbruchs aus der Knechtschaft - ein Fest zur Erinnerung an die Befreiung aus dem Sklavenhaus in Ägypten. Traditionell fragt das jüngste Familienmitglied während des Seder-Mahls: "Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?" Der Vater erzählt dann vom Auszug und der Mühsal in der Wüste. Und das Wichtigste: Es ist keine harmlose Old Story, sondern der Ewige wirkt jetzt.

Auch Ostern ist für mich: ein Aufbruch in Richtung Freiheit!

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler