Osterschinken

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Punkt eins

Unser täglich Fleisch?

Das überraschende Potenzial der gesunden Ernährung für Klima und Umwelt.
Gäste: Dr. Martin Bruckner, Senior Scientist, Institut für Ecological Economics der Wiener Wirtschaftsuniversität WU & Ass. Prof. Dr. Petra Rust, Ernährungswissenschaftlerin, Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Auch wenn die Farbe nichts damit zu tun hat: am Gründonnerstag kommt bei vielen Österreicherinnen und Österreichern traditionell etwas Grünes auf den Tisch, meist Spinat, ehe zum höchsten Fest des Christentums wieder reichlich Fleisch verzehrt wird: als Osterschinken, Würste und Braten.

Was früher festliche Anlässe kulinarisch krönte und wortwörtlich dem Sonntag vorbehalten war, wird in Österreich seit Jahrzehnten in allzu großen Mengen verzehrt: der heimische Fleischkonsum liegt im europäischen und weltweiten Spitzenfeld und auch wenn er 2021 erstmals seit längerem auf knapp unter 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr gesunken ist, übersteigt er die Empfehlungen für gesunde Ernährung nach wie vor drastisch: statt maximal 300 bis 400 Gramm pro Woche essen wir hierzulande im Schnitt gut 1.150 Gramm - fast das Dreifache. Dazu pro Jahr und Kopf 233 Eier, 23 Kilo Käse und 78 Liter Milch (Statistik Austria).

Seit den 1960er Jahren hat sich der Fleischkonsum weltweit vervierfacht, vor allem in den wohlhabenden Gesellschaften. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern auch auf das Klima, und zwar weit stärker als gedacht, wie Studien eindrücklich zeigen: die Ernährung, vor allem der Fleischkonsum, ist für gut ein Viertel der Treibhausgase verantwortlich, für Wasser- und Flächenverbrauch (etwa 70 % des weltweit angebauten Sojas und 35 % des weltweit angebauten Getreides werden an Tiere verfüttert). Eine Ernährungsumstellung auf weitgehend pflanzliche Kost in den wohlhabenden Ländern gilt als ein wesentlicher Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.

Eine neue, gesunde und klimaschonende Ernährungspyramide hat kürzlich ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Dr. Martin Bruckner vom Institut für Ecological Economics der Wiener Wirtschaftsuniversität für den WWF auf Basis des aktuellen Forschungsstands entwickelt und vorgestellt. Tierische Lebensmittel sind darin nicht verboten, "nur" halbiert. Martin Bruckner forscht seit Jahren zu Landnutzung und Ernährung und den komplexen Auswirkungen unserer Ernährungsgewohnheiten. Wie in bisherigen Empfehlungen geht es also wortwörtlich zurück zu den Wurzeln und zum Sonntagsbraten.

Die Empfehlungen für gesunde Ernährung sind trotz aller Trends sehr konstant und einfach, woran scheitert es? Am Wissen über Ernährung, das laut einer Studie von forum.ernährung.heute 2022 in Österreich stark ausbaufähig ist? An Gewohnheiten, der Bequemlichkeit, dem Image oder dem Preis - wenn ein Kilogramm Hendl mit 4,49 Euro weniger kostet als frisches Gemüse? Liegt es an Gefühlen von Bevormundung durch einen vegetarischen Tag in der Kantine oder von Verzicht?

Solange wir nicht krank sind, ist die Gesundheit als Motivation für eine Ernährungsumstellung zu weit weg, sagt Dr. Petra Rust. Die spürbaren Auswirkungen der Klimakrise dagegen könnten ein größerer Motivator sein, meint die promovierte Ernährungswissenschaftlerin. Sie leitet am Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien den Forschungsbereich "Ernährungsverhalten vulnerabler Personengruppen", zu denen Kinder, Jugendliche oder auch Schwangere zählen.

Petra Rust und Martin Bruckner sind Gäste bei Barbara Zeithammer und unsere Hörerinnen und Hörer sind wie immer herzlich eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen:

Wie halten Sie es mit dem Fleischkonsum? Wie hat er sich über die Jahre und Lebensphasen verändert? Ist die Osterjause für Sie heute noch etwas Besonderes? Schrecken Sie die Krautfleckerl ab, wenn sie auf der Speisekarte unter "Veganes" zu finden sind und nicht unter "Hausmannskost"? Wie und wo haben Sie gelernt, was gesunde Ernährung ist?

0800 22 69 79 ist die Nummer ins Studio, kostenfrei aus ganz Österreich, punkteins(at)orf.at die Adresse für Ihre E-Mails.

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Garth Montgomery, Leonard MacKenzie
Titel: Chiquita Banana (davon 16 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Five De Marco Sisters & Bud Freeman and His Orchestra
Länge: 02:40 min
Label: Classics

Komponist/Komponistin: Mal Webb & Charlie Mgee
Titel: No Such Thing As Waste (davon 1 min. 3 Sek. unterlegt)
Ausführende: Formidable Vegetable
Länge: 03:17 min
Label: People Records

Komponist/Komponistin: Pedro Alvide, Julian Cerdeira, Iván Viaggio & Luciano Pellegrini
Titel: Artichoke (davon 16 Sek. unterlegt)
Ausführende: Hot Shooters
Länge: 02:48 min
Label: Universal Classics

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