Herzensöffnung statt Herzensenge

7. April 2023, 06:56

Ein krebskranker Mann lag im Sterben. Seine Frau hatte panische Angst vor diesem Moment. Sie hat mich gebeten, mit ihnen zu sein.

Zu lange schon hatten sie einander nichts mehr zu sagen. Eine wirkliche Aussprache wurde verabsäumt, war aufgrund der schweren Krebserkrankung auch nicht mehr möglich. Doch was konnte ich tun? Ich habe die Hände der beiden ineinandergelegt und mit ein paar Worten an positive Momente ihrer Beziehung erinnert. Mit einem Händedruck konnten sie darauf reagieren. Und es hat funktioniert. Beiderseits Tränen. Spürbar erleichtert konnte der Mann loslassen. "Last Minute" - zugeschnürte Herzen konnten sich öffnen.

Nicht immer gelingt Versöhnung, auch wenn es letztlich nur zwei Fragen sind, wie Martin Luther es ausgedrückt hat: "Wem muss ich vergeben und wen muss ich um Vergebung bitten?" Die Realität schaut oft anders aus. Es gibt Menschen, die mit ihren Nächsten "abrechnen" und sich verhärten. Wie oft habe ich erfahren, dass das "Nicht-Vergeben-Können" das größte Hindernis für ein "ruhiges Hinübergehen" ist. Aber wem fällt das Vergeben schon leicht? Es ist keine "Take-it-easy"-Übung. Vieles, was vorgefallen ist, lässt sich nicht erklären, kaum aussprechen.

Heute ist Karfreitag. Jesus antwortete am Kreuz dem reumütigen Schächer: "Du wirst mit mir im Himmel sein, heute noch!" In extremer Todesnot bleibt Jesus der radikal Liebende, Tröstende und Vergebende. Welch eine Zusage: "Du wirst leben! Was auch immer vorgefallen ist." Jesus hat mit dieser Art des Sterbens die teuflische Spirale des Bösen, des Aufrechnens von Schuld unterbrochen. Daran glaube ich.

Schuld kann vergeben werden. Um den Tod festzustellen, stieß ein Soldat mit der Lanze in seine Seite. "Blut und Wasser" strömte heraus. Das brutal geöffnete Herz Jesu ist zur Ikone geworden, zur Quelle, aus der Gottes Herzensenergie fließt - für alle!

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler