Zwischenruf

Osterlachen

Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, über die Tradition des österlichen Witzes

Haben Sie schon einmal vom "Risus paschalis", vom "Osterlachen" gehört? Früher hat am Ostersonntag der Pfarrer zum Schluss des Hochamts einen Witz erzählt. Dieser "Osterwitz" war besser oder schlechter, gelungener oder origineller. Auf jeden Fall sollte er ein Ausdruck der Freude sein, weil doch an diesem Tag die Auferstehung Jesu gefeiert wird und weil daher ein Grund zur Freude, zur Heiterkeit besteht. Kann man also Freude - quasi österlich - verordnen?

Diese Tradition des österlichen Witzes ist weitgehend abgekommen. Heiterkeit kann man nicht auferlegen und vieles in unserer Welt ist ja tatsächlich nicht erfreulich und schon gar nicht zum Lachen. So manches im Leben und in unserer Zeit kommt auch mir persönlich anstrengend, herausfordernd und sogar furchterregend vor. Dazu kommt noch, dass wir in einer problemzentrierten Kultur leben - gleichsam im allgegenwärtigen Krisenmodus. Das Problem an dieser Problemzentrierung ist allerdings, dass sie selten hilft, neue Perspektiven zu entdecken oder gar neue Lösungen zu finden. Sie bringen eher Einengung und Problemtrance und stehlen einem jegliche Lebensfreude und Leichtigkeit.

Ostern ist ein religiöses Fest. Es ist für Christinnen und Christen das wichtigste Hochfest, weil Jesus Christus - so berichtet es die Bibel - durch viel Leiden hindurch auferstanden und gegenwärtig ist. Ostern ist aber auch DAS Frühlingsfest. Ganz eindeutig, ein Fest in einer Jahreszeit, in der ich jedes Mal wieder ganz betört bin, von dem, was nach den langen Wintermonaten in unglaublicher, in nicht mehr aufzuhaltender Kraft, hervorsprießt und gewissermaßen ins Leben drängt. Da kann die Situation um mich herum noch so schwierig sein, da können die Nachrichten noch so beunruhigend sein, die Freude über das neue Leben ist einfach jedes Jahr wieder da.

Vielleicht ist Ostern ein Bild für das Leben überhaupt? Ja, es gibt die Probleme, es gibt das Dunkle, das Schwere, das Ungelöste und ich möchte diese Wirklichkeiten wahrnehmen, sie ernst nehmen und mich betreffen lassen. Und es gibt gleichzeitig daneben - oder manchmal sogar mittendrin - die Freude, den Blick auf das Schöne, das Verkosten des Lebendigen, das Gelingen und das Lachen. Das Gute ist: Ich muss mich nicht verdächtig machen, mit der rosaroten Brille durch das Leben zu gehen oder oberflächlich oder hedonistisch zu sein. Das Leben ist und bleibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern es ist bunt und vielschichtig und ambivalent.

Ich finde vieles im Leben sehr schön und wirklich zum Lachen (oder zumindest zum Freuen). Es gibt Gelegenheiten und Platz für die Freude. Und so nehme ich dieses Ostern, neben allem, was mir als religiöser Mensch daran wichtig und heilig ist, als Einladung an, das Schwierige und das Schöne, das Traurige und das Freudige wirklich zu leben. Keine der Wirklichkeiten muss weggeschoben werden. So kann ich auch der Freude einen Platz geben.

Und so freue ich mich heute auf das Osterlachen. Vielleicht erzählt unser Pfarrer heuer ja wieder einmal einen Osterwitz, einen richtig guten.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Vivaldi
Album: IL PASTOR FIDO - 6 SONATEN FÜR FLÖTE UND B.C. op.13 Nr.1 -6
* Pastorale ad libitum - 2.Satz (00:02:52)
Titel: Sonate für Flöte und B.c. in A-Dur op.13 Nr.4
Flötensonate
Solist/Solistin: Maxence Larrieu /Flöte
Solist/Solistin: Robert Veyron Lacroix /Cembalo
Länge: 02:53 min
Label: Denon 7572

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