Pablo Picasso

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Gedanken für den Tag

Picasso als Meister der Selbstinszenierung

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Österreich-Präsidentin vom Museumsverband ICOM, über den "Verwandlungskünstler"

"Yo" - also auf Spanisch "ich" - ist in die linke Ecke eines hochformatigen Ölbildes gekritzelt, darunter die Signatur "Picasso". Die pastos bemalte Leinwand zeigt bildfüllend einen jungen Mann mit schwarzbraunen Haaren, einem weißen Hemd und einem orangegelben Schal.

Die Figur hebt sich leuchtend von dem dunkelblauen, mit lockerem Pinselstrich gemalten Hintergrund ab. Der Dargestellte hält eine Farbpalette in der Hand und gibt sich somit als Künstler zu erkennen. Herausragend ist der stechende Blick, mit dem er die Betrachtenden selbstbewusst über die Schulter hinweg anschaut.

Ich mag dieses frühe Picasso-Selbstporträt im postimpressionistischen Stil, auch wenn es nicht zu seinen bekanntesten Werken gehört. Aber es zeigt mir, mit welcher Schaffenskraft und mit welchem Selbstbewusstsein der damals Zwanzigjährige die Kunstszene der Avantgardemetropole Paris betreten hat. Denn das Selbstbildnis hat den Auftakt der ersten großen Ausstellung in der "Galerie Vollard" im Jahr 1901 gebildet. Es ist auch jenes Jahr, ab dem der spanische Künstler durch die nunmehr ausschließliche Verwendung des Namens seiner Mutter, "Picasso", erfolgreich an seiner Marke und dem Mythos rund um seine Person zu basteln begonnen hat.

Picasso war nicht nur einer der vielseitigsten Kunstschaffenden der Moderne. Er ist auch bereits mehr als ein halbes Jahrhundert - vor Instagram und Co. - ein Meister der medialen Selbstinszenierung gewesen. So sind seine schillernde Persönlichkeit und sein unverkennbares Aussehen weltweit nicht nur durch die zahlreichen Selbstporträts bekannt. Vertraut erscheint er auch, weil er der meistfotografierte Künstler des 20. Jahrhunderts ist. Picasso hat sich wie kein Zweiter vor der Linse bedeutender Fotograf:innen in allen nur denkbaren Posen, Verkleidungen und Rollen inszeniert.

Noch faszinierender als seine Gabe zur Selbstinszenierung ist für mich der enorme Fleiß Picassos. Bereits für die erste große Schau bei "Vollard" hat Picasso in einem Schaffensrausch ein Bild nach dem anderen produziert. Fünfzehn davon waren bereits vor der Eröffnung verkauft. Als der Künstler mit über 90 Jahren in Südfrankreich gestorben ist, haben die Nachlassverwalter Häuser, Keller und Ateliers mit Hunderten von noch nie in der Öffentlichkeit gezeigten Arbeiten entdeckt. Schätzungen zufolge hat er 50.000 Werke hinterlassen.

Künstlerisch in allen nur denkbaren Medien tätig zu sein, war für Picasso ein lebenslanger Versuch, gegen die Endlichkeit des Daseins anzukämpfen und die oft alltäglichen Widrigkeiten erträglich zu machen: So hat er festgestellt: "Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen."

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Manuel de Falla 1876 - 1946
Bearbeiter/Bearbeiterin: John Williams geb.1941
Album: JOHN WILLIAMS SPIELT SPANISCHE GITARRENMUSIK
Titel: Tanz des Corregidors / La danza del Corregidor aus dem Ballett "Der Dreispitz/El sombrero de tres picos" (tw. unterlegt)
Gesamttitel: 3 Tänze aus dem Ballett "Der Dreispitz" / Bearbeitung für Gitarre
Solist/Solistin: John Williams
Länge: 01:45 min
Label: Sony SBK 46347

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