Pablo Picasso

PICTUREDESK.COM/AFP/RALPH GATTI

Gedanken für den Tag

Picasso malt gegen den Krieg

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Österreich-Präsidentin vom Museumsverband ICOM, über den "Verwandlungskünstler"

Was für ein unglaubliches Bild! Alleine die Ausmaße von dreieinhalb Metern Breite und beinahe acht Metern Länge sind gigantisch. Und dann erst die in Grautönen, Schwarz und Weiß gehaltene Farbigkeit, die die Dramatik des Dargestellten erst recht betont.

Das friesartige Bild zeigt in verschiedenen Szenen qualvolles Sterben. Ein Pferd, das im Todeskampf aufschreit, umgeben von verschiedenen Figurengruppen und ineinander verschlungenen Menschen, die verzweifelt ihre Münder aufreißen und sich vor Schmerz winden. Besonders eindrucksvoll eine Szene links im Bild, in der eine schreiende Mutter ihr sterbendes Kind im Arm hält.

Gerade im letzten Jahr ist dieses wohl berühmteste Picasso-Gemälde mit Titel "Guernica" wieder einmal in aller Munde gewesen. Aus traurigem Anlass: Nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben sich die UN-Botschafter der EU-Staaten in New York hinter einer ukrainischen Flagge versammelt. Groß hinter ihnen hat ein Wandteppich geprangt, eine textile Umsetzung von Picassos "Guernica". Kein Zufall. Denn das Werk gilt als Antikriegsbild schlechthin - als Symbol für die universalen, katastrophalen Auswirkungen von Krieg.

"Guernica" ist 1937 entstanden innerhalb von nur fünf Wochen, nachdem Picasso beauftragt worden war, für den spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung ein riesiges Wandgemälde zu kreieren. Picasso hat sich für einen malerischen Protest entschieden, gegen die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica durch die deutsche und italienische Luftwaffe, die im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite Francos gekämpft hat. Nach der Weltausstellung ist das Bild ins New Yorker MOMA gewandert, wo es bis 1981 geblieben ist. Denn Picasso hatte festgelegt, dass es erst nach Francos Tod in Spanien gezeigt werden darf, wo es heute im "Museo Reina Sofía" in Madrid dauerhaft zu sehen ist.

"Guernica" zeigt eindrucksvoll, dass Kunst zwar nicht unmittelbar in die Wirklichkeit eingreifen kann, dass sie aber eine enorme Wirkmächtigkeit besitzt. Nämlich dann, wenn es darum geht, Bilder und Symbole gegen Ungerechtigkeiten, Gewalt und Verbrechen zu schaffen, die Menschen aufrütteln, sensibilisieren und zum Widerstand motivieren können. Picasso selbst, der später auch das Symbol der Friedensbewegung in Form seiner legendären Taube geschaffen hat, hat einmal gemeint: "Ich bin noch immer davon überzeugt, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Manuel de Falla 1876 - 1946
Album: MUSIC OF SPAIN
* Danza del Terror (00:02:00)
Titel: EL AMOR BRUJO - Ballett / daraus: Orchesterteile
Der Liebeszauber
Orchester: Orquesta Filarmonica de la Ciudad de Mexico
Leitung: Enrique Batiz
Länge: 02:00 min
Label: ASV CD DCA 735

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