Pablo Picasso

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Gedanken für den Tag

Picasso und das lebenslange Lernen

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Österreich-Präsidentin vom Museumsverband ICOM, über den "Verwandlungskünstler"

"Kunst ist der beste Weg die Kultur der Welt zu begreifen", so Picasso, dessen 50. Todestag weltweit heuer mit zahlreichen Ausstellungen begangen wird.

Es gibt vieles, das mich an Picasso interessiert, besonders aber fasziniert mich, dass der spanische Avantgardestar nie bei einer einmal gefundenen Idee oder einer einzigen künstlerischen Technik hängengeblieben ist. Vielmehr hat er sich künstlerisch immer wieder neu erfunden und seinen starken Gestaltungswillen zunehmend auf alle Lebensbereiche ausgedehnt. Damit hat Picasso die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur, vor allem aber auch zwischen Kunst und Design, auf kongeniale Weise überschritten - lange bevor dies in der Kunstszene zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Wie sehr Picasso danach gestrebt hat, den Tempel der Hochkunst zu verlassen und seine Kunst für alle zugänglich zu machen, spiegelt vor allem sein keramisches Werk, das lange im Schatten der berühmten malerischen Arbeiten gestanden ist. Ich mag diese Teller, Krüge und Vasen besonders. Nicht nur, weil sie im Vergleich zu den millionenschweren Bildern noch lange leistbar und dadurch weniger elitär waren. Sondern auch, weil sie Picassos Fähigkeit spiegeln, Alltagsgegenstände in Kunst zu verwandeln.

In ihrer lebensfrohen und zugleich stets unübersehbar als Picasso erkennbaren Formensprache sind die Keramiken humor- und lustvoll anzuschauen. Sie entlocken mir jedes Mal aufs Neue durch kleine Details ein Schmunzeln. So ist es mir auch beim Betrachten einer Keramik aus dem Jahr 1957 in der aktuellen Picasso-Jubiläums-Schau in der Albertina ergangen.

Sie stammt aus der Sammlung Batliner und wird "Teller mit Eule" betitelt. Farblich überzeugt die Keramik durch die Spannung zwischen dem rötlichen Tonscherben und der schwarzen Engobemalerei, mit der Picasso eine Eule, eines seiner Lieblingsmotive, ins Zentrum des Tellers gezaubert hat. Auffallend dabei der Mund des Vogels, der durch Einritzung in den Ton als reales Loch ausgestaltet ist.

An die 4000 Keramiken hat Picasso seit dem Jahr 1946 in der Töpferwerkstatt von Madoura in Südfrankreich bis zu seinem Tod 1973 gefertigt. Gleich nach dem ersten Besuch der Werkstatt hat er begonnen sich fieberhaft mit diesem Medium auseinanderzusetzen, das ihm bis zu dem Zeitpunkt noch gänzlich fremd gewesen ist. Das begeistert mich und zeigt mir, wie wesentlich lebenslanges Lernen ist. Dazu Picasso: "Ich tue immer das, was ich nicht kann, damit ich lernen kann, wie man es macht".

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Manuel de Falla 1876 - 1946
Album: LES INTROUVABLES DE MANUEL DE FALLA
Titel: Hommage a Debussy - für Gitarre
Solist/Solistin: Mildred Clary
Länge: 03:25 min
Label: EMI Classics 5692352 (4CD)

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