Martina Filjak

ROMANO GROZICH

Das Ö1 Konzert

Kammermusik und Symphonie von D. Pejacevic

(I) Kroatisches Rundfunk-Symphonieorchester; Dirigent: Pascal Rophé; Martina Filjak, Klavier; Andrej Bielow, Violine. Dora Pejacevic: a) Canzonetta für Violine und Klavier op. 8; b) Ouvertüre für großes Orchester op. 49; c) Phantasie concertante für Klavier und Orchester d-Moll op. 48 (aufgenommen am 4. März im Großen Saal des Vatroslav Lisinski Konzerthauses, Zagreb) * (II) Gewandhausorchester, Dirigent: Andris Nelsons. Dora Pejacevic: Symphonie fis-Moll op. 41 (aufgenommen am 3. Februar im Gewandhaus zu Leipzig)

Wiederentdecktes Meisterwerk?

Über ein "wiederentdecktes Meisterwerk" jubelten die BBC und Sakari Oramo, der Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra. Gemeint war die einzige Symphonie der kroatischen Komponistin Dora Pejacevic. Beim ersten Mal Hören wirke das Werk sehr melodisch, sagt Oramo, sehr emotional, wie typische Musik der Hoch- und Spätromantik. Dann gibt es Passagen, die nach vorne blicken: Die Harmonik erweckt den Eindruck, sie sei ziellos, aber plötzlich findet sie ihren Weg, das sei durchdacht, "diese suchenden Passagen passieren nicht zufällig. Pejacevic möchte in ihrem Opus magnum Alltägliches und Tragisches transzendieren. "Tragik gibt es vor allem im 1. Satz, aber das Werk geht über diese Stimmung hinaus, die Musik wird wieder erregt, aber nicht mehr so tragisch wie im 1. Satz. Vielleicht hat diese Symphonie etwas von diesem Durch-Nacht-zum Licht an sich."

Als Oramo die erste Seite der Partitur aufschlug, hatte er nicht nur von der Existenz des Werkes keine Kenntnis gehabt, nicht einmal der Name der 1885 in Budapest in eine ungarisch-kroatische Aristokratenfamilie geborenen Komponistin war ihm zu Ohren gekommen. Dabei ist bereits seit 2011 eine CD mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung seines finnisches Landsmanns Ari Rasilainen erhältlich. Auch wer Ö1 hört, könnte Werken der Komponistin in den letzten 30 Jahren begegnet sein. Eine recht oberflächliche Online-Suche hat allein für die letzten 15 Jahre an die 40 Hits ergeben - meist Kammermusik, aber auch die etwa 45-minütige fis-Moll-Symphonie war zu hören.


D. Pejacevic

An ihrer einzigen Symphonie arbeitete sie 1916/17. 1918 wurden zwei Sätze im Großen Musikvereinssaal in Wien vom bis 1933 bestehenden Wiener Tonkünstler-Orchester unter der Leitung von Oskar Nedbal uraufgeführt. Der Rezensent und das Publikum waren überrascht, als eine Frau den Applaus entgegennahm. Im Programmheft war der Name "D. Pejacevic" gedruckt. Die Uraufführung der Symphonie in ihrer überarbeiteten viersätzigen Fassung fand zwei Jahre später in Dresden statt. Der damalige ("Star"-)Dirigent Arthur Nikisch soll sich für die Symphonie interessiert haben, starb aber, bevor es zu einer Aufführung kam.


Kein Meisterwerk?

Für den Kritiker der Financial Times war diese Symphonie kein "masterwork". Er hatte im November 2021 die britische Erstaufführung und "ein regelrechtes romantisches Spektakel" erlebt, "ohrenbetäubend, melodiös und extravagant, als wären Dvorák und Richard Strauss einander im Kriegsgebiet begegnet und hätten versucht, einander mit verschwenderischen musikalischen Gesten zu übertrumpfen. … Wenn ein Hollywood-Filmmogul auf der Suche nach einem pompösen, romantischen Soundtrack ist, hier kann er fündig werden." Am 3. Februar 2023 konnte sich das Publikum in Leipzig ein Urteil bilden: Das Gewandhausorchester spielte das Werk unter der Leitung von Andris Nelsons.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dora Pejacevic/1885-1923
Titel: Canzonetta für Violine und Klavier op.8
Solist/Solistin: Andrej Bielow /Violine
Solist/Solistin: Martina Filjak /Klavier
Länge: 03:13 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Dora Pejacevic/1885-1923
Titel: Ouverture in d-Moll für großes Orchester op.49
Orchester: Kroatisches Rundfunk-Symphonieorchester
Leitung: Pascal Rophé
Länge: 06:30 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Dora Pejacevic/1885-1923
Titel: Phantasie Concertante für Klavier und Orchester in d-moll op.48
Solist/Solistin: Martina Filjak /Klavier
Orchester: Kroatisches Rundfunk-Symphonieorchester
Leitung: Pascal Rophé
Länge: 16:25 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Dora Pejacevic/1885-1923
Titel: Symphonie in fis-Moll op.41
* Andante maestoso - Allegro con moto - 1.Satz
* Andante sostenuto - 2.Satz
* Scherzo. Molto allegro - 3.Satz
* Allegro appassionato - 4.Satz
Orchester: Gewandhausorchester
Leitung: Andris Nelsons
Länge: 47:25 min
Label: EBU

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