Dorothee Sölle

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Gedanken für den Tag

Solle über die Ohnmacht

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, zum 20. Todestag von Dorothee Sölle

"Man kann ja doch nichts machen", dieser tausendfach gehörte Satz tötet die Seele.

Diese Ohnmacht halte ich für eine der tiefsten Formen gegenwärtiger Gottlosigkeit. Man kann Gott gar nicht präziser leugnen als mit dem Satz: "Wir können sowieso nichts daran machen."

Diese Sätze der evangelischen Theologin Dorothee Sölle, aufgeschrieben vor rund 30 Jahren, gehen mir durch Mark und Bein. Sofort denke ich ans Klima. Die Erde überhitzt. Das 1,5 Grad-Ziel ist kaum mehr zu erreichen. Die Erdüberhitzung bedroht das Leben auf unserem Planten. Und viele denken: "Was kann ich als einzelne Person schon machen? Wir hier im kleinen Österreich können doch sowieso nichts machen." Ich erwische mich selbst auch immer wieder bei diesen Gedanken. Diese Gedanken lähmen.

Wir können so viel, denke ich mir, und doch scheint Ohnmacht heute zum gesellschaftlich dominanten Gefühl geworden zu sein. Dorothee Sölle schreibt dazu: "Solange wir an diese Grunderfahrung gesellschaftlicher Ohnmacht nicht herankommen, werden wir das komfortable Gefängnis nicht verlassen können. Wenn wir also fragen: "Was kann ich dafür? Was geht es mich an?", dann gibt es für einen Christen nur eine einzige Antwort, die da heißt: "Ja, ich bin das, das ist meine Sache, unsere Sache. Das ist unsere Welt, an der wir mitbauen."

Zu dieser Welt an der wir mitbauen, müssen wir neu in Beziehung treten. Für Dorothee Sölle gilt es zu erspüren und zu verstehen: "Alle geschaffenen Wesen, auch die Tiere und Pflanzen, haben in sich selber Sinn. Sie brauchen keinen Nutzen für die Menschen abwerfen. Sie gehören zu Gott, zum Leben selber."

So, auch der Mensch. Wir Menschen, gehören zu Gott und zum Leben selber. Aus dieser tiefen leiblichen und spirituellen Verbundenheit kommt die Kraft, aus dem komfortablen Gefängnis der Ohnmacht auszubrechen und an dieser Welt mitzubauen, bewusst und hoffnungsfroh.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Vince Guaraldi 1928 - 1976
Album: QUIET AS THE MOON
Titel: Cast your fate to the wind/instr.
Solist/Solistin: Dave Brubeck
Ausführender/Ausführende: Bobby Militello
Ausführender/Ausführende: Chris Brubeck
Ausführender/Ausführende: Randy Jones
Länge: 05:27 min
Label: Decca 8208452

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