Gender-Pay-Gap

24. April 2023, 06:56

Gearbeitet hat sie in den vielen Jahren ihrer Ehe sicher mehr als ihr Mann. Während er im Bundesdienst war, hat sie vier Kinder erzogen, das Gemüse gezogen, in der Pfarre die Frauengruppe geleitet und war beim Flohmarkt für Sozialprojekte immer vorne dabei. Weil sie vor den Kindern und nachdem der Jüngste groß geworden war, als Volksschullehrerin gearbeitet hat, hat sie Anspruch auf eine eigene Pension erworben. Diese liegt bei wenigen hundert Euro. Ihr Mann bekommt das Vierfache ihrer Pension.

So weit, so normal. Für Frauen. Frauen arbeiten in Österreich mehr als Männer: die wöchentliche Erwerbsarbeit sowie Care-Arbeit, also unbezahlte Hausarbeit, Kindererziehung, Pflegearbeit, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt zusammengezählt. Da Frauen im Erwerbsleben immer noch rund ein Fünftel weniger als Männer verdienen heißt das: Jedes fünfte Jahr werden Frauen für ihre Arbeit nicht bezahlt.

Dieser Erwerbseinkommensunterschied aufgrund des Geschlechts - auch Gender-Pay-Gap genannt - wirkt sich auch nach der Erwerbsarbeitszeit fatal auf die Pension aus. Männer erhalten derzeit in Österreich eine um circa 40 Prozent höhere monatliche Pensionsauszahlung als Frauen. Die durchschnittliche Männerpension in Österreich belief sich 2021 auf rund 2.200 Euro, während Frauen eine Pension von durchschnittlich nur rund 1.600 Euro erhalten haben. Durchschnittlich. Mieterhöhungen, die Teuerung von Lebensmitteln, die hohen Energiepreise treffen alleinlebende Frauen daher viel stärker, manche stehen vor unlösbaren Problemen.

Der Gender-Pay-Gap ist kein Naturgesetz, sondern eine gesellschaftliche Entscheidung. Durch gesetzliche Regelungen wie Gehaltstransparenz und Modelle zur Förderung der gerechten Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit könnte etwas verändert werden. Dann würden alle Frauen, auch die eingangs beschriebene Mutter der vier Kinder, ein gutes eigenes Einkommen haben, auch im Alter.

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• Alexandra Mantler

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