Bienen auf einer Bienenwabe

DPA/STEFFEN TRUMPF

Vom Leben der Natur

Bienenvölker und Löwenkönige (3)

Der Germanist Martin Neubauer spricht über Tierstaaten und Tiergemeinschaften in Literatur und Film.
Teil 3: Die Kehrseite des Paradieses

"Wenn man von Tieren in der Literatur spricht, so meint man fast immer den Menschen", sagt Martin Neubauer vom Institut für Germanistik der Universität Wien. Und wenn von Tierstaaten die Rede ist, so nehmen sie meist Bezug auf menschliche Formen des Zusammenlebens. Tierstaaten in Literatur und Film sind Spiegelbild, Satire oder Gegenpol.
Im Versepos "Reineke Fuchs" von Johann Wolfgang von Goethe macht ein notorischer Lügner Karriere im Reich des schwachen Löwenkönigs, kommt vor Gericht und rettet sich vor der Todesstrafe. Die Schlusspointe: Der Fuchs wird sogar Minister. Goethe schrieb den "Reinecke Fuchs", eine "Cover Version" eines Mittelalterstoffes, unter dem Eindruck der Wirren der französischen Revolution.

Das Kinderbuch "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" von Waldemar Bonsels ist ganz anders als der Zeichentrickfilm der 1970er Jahre. Das literarische Original erschien im Jahr 1912 und stellt in Kriegsmetaphern unter anderem das "gute" Bienenvolk den "bösen" Hornissen gegenüber, was in eine wahren "Schlacht" mündet.
Auch im Comic und Zeichentrickfilm spiegeln Tierstaaten die menschliche Gesellschaft: In Entenhausen tragen die Bewohner:innen Kleider und verzehren zu Thanksgiving sogar einen Truthahn, was, wie Martin Neubauer meint, eigentlich "eine Form von Kannibalismus" wäre.

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GESPRÄCHSPARTNER:
Privatdoz. Mag. Dr. Martin Neubauer
Universität Wien
Institut für Germanistik

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