Marion Mitterhammer über Marisa Mell

19. Mai 2023, 06:57

Ein Regisseur hat mich vor ein paar Tagen angerufen. Er dreht eine Dokumentation über Marisa Mell und bittet mich, Texte von ihr zu lesen. MARISA MELL! Diese wunderschöne steirische Schauspielerin.

In den 70er/80er Jahren lebte sie in Rom und hat mit allen großen Filmemachern ihrer Zeit gearbeitet. Und immer wieder in der Rolle der Verführerin oder Femme fatale. Sie war so schön, dass man nicht aufhören konnte, sie anzuschauen. Immer die Schöne! Immer nur schön. Sie wurde weltberühmt durch ihre Schönheit.

Aber nie durfte sie zeigen, dass sie mehr konnte als nur schön zu sein. Die Rollen gaben ihr überhaupt keine Gelegenheit. Sie wurde älter und Filmangebote nahmen schließlich ganz ab. Sie starb, viel zu früh, mit 53 Jahren an Speiseröhrenkrebs. Wie gerne hätte ich sie persönlich kennengelernt, ich hätte viele Fragen an sie.

Noch heute ist es so, dass vor allem Schauspielerinnen sehr stark über ihr Äußeres definiert werden. Immer ist man zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, zu alt, zu schiach. Aber auch zu schön. Schön heißt sofort: nicht gut! Das ist natürlich genauso falsch wie alle anderen Klischees.

Ich hatte leider das Pech, als junge Schauspielerin alle meine Haare zu verlieren. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber ich habe die volle Härte des sogenannten Bodyshamings in unserer Branche zu spüren bekommen. Und solange ich lebe, werde ich dafür einstehen, dass Diversität und Inklusion nicht nur Modewörter sind und dass wir aufeinander aufpassen müssen und manchmal kann ein ganz einfaches und aufrichtiges "Wie geht es dir?" Wunder wirken.

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Gestaltung

• Alexandra Mantler