Didi Drobna in einem Bunker.

BARBARA WIRL

Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren

Die Hirtenberger Patronenfrauen

Didi Drobnas Roman "Was bei uns bleibt" arbeitet ein Stück österreichischer Geschichte im Zweiten Weltkrieg auf
Feature von Julia Reuter

Diese Sendung wurde mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung 2022 ausgezeichnet.

"Si vis pacem, para bellum": Willst du Frieden, rüste dich für den Krieg. Von diesem lateinischen Spruch rührt auch der Name einer der am häufigsten produzierten Patronen während des Zweiten Weltkrieges, der 9mm Parabellum. Ein Kaliber, das auch von einem der größten Waffenproduzenten des Dritten Reiches hergestellt worden ist - in der Hirtenberger Munitionsfabrik, die sich südlich von Wien, in der Nähe von Baden, befindet. Die Produktion von Munition wurde dort erst 2019 eingestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten mehr als 2.800 Menschen in den vier Werken der Fabrik, überwiegend waren es Frauen. Darunter befanden sich auch sogenannte "Schutzhäftlinge", denn in Hirtenberg wurde 1944 ein Nebenlager des KZ Mauthausen eingerichtet.

Diesen "Hirtenberger Patronenfrauen" hat die Schriftstellerin Didi Drobna ihren 2021 veröffentlichten Roman "Was bei uns bleibt" gewidmet: Die Protagonistin des Romans ist Klara, die 1944 als Achtzehnjährige in der Munitionsfabrik zu arbeiten beginnt. Erst im hohen Alter schafft es Klara, ihrem Enkel Luis von ihrer Vergangenheit zu erzählen.

Didi Drobna hat sich für ihre Recherchen auch in den Hirtenberger Wald begeben. Dort suchte und fand sie die Ruinen der zweiten Patronenfabrik, die eigens für die hohen Produktionsanforderungen des Zweiten Weltkriegs gebaut wurde. Mit "Was bei uns bleibt" hat die Autorin nicht nur detailgetreu ein Stück österreichischer Geschichte aufgearbeitet, sondern sie erzählt auch nuanciert und packend, welche generationenübergreifenden Auswirkungen der Krieg hatte.

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