LKWs

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Punkt eins

Trucker:innen am Limit

Lohn- und Sozialdumping im grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr.
Gäste: Dr.in Bettina Haidinger, FORBA, Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt & Dr.in Anna Weirich, arbeitsrechtliches Beratungsnetzwerk "Faire Mobilität" des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
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Moderation: Elisabeth Scharang.

Was der Mangel an LKW-Fahrer:innen für eine Gesellschaft bedeuten kann, konnte man Ende 2021 in Großbritannien sehen. Um weiterhin Benzin an den Zapfsäulen zu haben, wurden damals Soldat:innen als LKW-Fahrer:innen eingesetzt.

Dass auch in Österreich und Deutschland rund 100.000 Trucker:innen fehlen, liegt unter anderem an den Arbeitsbedingungen: sehr lange Arbeitstage, oftmals Touren über Tage und Wochen, niedrige Bezahlung und die fast aussichtslose Suche nach einem Parkplatz. In Österreich fehlen beispielsweise 3.000 LKW-Stellflächen an den Autobahnen, es fehlt an Sanitäranlagen, an Sicherheitsvorkehrungen an den Raststationen und an gerechter Bezahlung. Obwohl die EU versucht, mit Gesetzen gegenzusteuern, mangelt es an Kontrollen und der Wettbewerb um die billigste Fracht spitzt sich zu.

Österreich ist eines der EU-Länder mit hohem Anteil an entsendeten Arbeitnehmer:innen. Deren Arbeitsbedingungen untersuchte kürzlich Bettina Haidinger in einer Studie des FORBA Instituts. "Die in Osteuropa ansässigen Transportunternehmen und ihre Lenker:innen führen den grenzüberschreitenden Transport durch, während die Aufträge von westeuropäischen Logistikunternehmen kommen. Der Transportauftrag wird somit von einem Kunden an der Spitze der Lieferkette erteilt, also zum Beispiel von einem österreichischen Unternehmen. Die Bezahlung der Fahrer:innen erfolgt jedoch oft nicht nach österreichischen Standards", erklärt Bettina Haidinger.

Dies führe zu einer systematischen Ausbeutung vor allem von nicht-ortsansässigen LKW-Fahrer:innen aus Süd- und Osteuropa - und aus Drittstaaten. "Die Zahl dieser Lenker:innen hat sich verachtfacht", sagt Bettina Haidinger.

Im April streikten 60 LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan an der deutschen Raststätte Gräfenhausen gegen ihren polnischen Auftraggeber, der über 300.000 Euro an Zahlungen nicht geleistet hatte. "Menschenrechtlich ist die Situation eine Katastrophe", sagt Anna Weirich von der Organisation Faire Mobilität, die vor Ort war. Das Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes informiert und unterstützt Beschäftigte aus Mittel- und Osteuropa in ihren Herkunftssprachen zu ihren Rechten auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
Die europäische Arbeitsbehörde hat für 2023 einen Schwerpunkt "LKW-Transport" gesetzt und einen Informationsoffensive für Frächter gestartet.

Was braucht es für einen fairen Wettbewerb auf der Straße? Wer trägt die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen, wie können grenzüberschreitende Kontrollen funktionieren? Welche Auswirkungen zeigt das Mobilitätspaket, dass die EU im August 2021 verabschiedet hat und mit dem bessere Sozialstandards Einzug halten sollten?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen an punkteins@orf.at und rufen Sie in der Sendung an, kostenfrei innerhalb Österreichs unter 0800 22 69 79.

Sendereihe

Playlist

Untertitel: Floyd Jones, Alan Wilson
Titel: On the Road Again
Ausführende: Canned Heat
Länge: 03:21 min
Label: Liberty Records

Untertitel: Roger Miller
Titel: King of the Road
Ausführende: Teddy Thompson & Rufus Wainwright
Länge: 02:52 min
Label: Verve Forecast Records

Untertitel: Hania Rani
Titel: Eden
Ausführende: Hania Rani
Länge: 04:55 min
Label: Gondwana Records

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