Mann in der Sonnenliege am Strand

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Medizin und Gesundheit

Wenn Sonnenlicht krank macht

Hautsache gesund

Die Badesaison hat begonnen und die noble Blässe soll einer gesunden Bräune weichen. Schließlich wirken sich Sonnenstrahlen positiv auf Stimmung und Wohlbefinden aus und sorgen dafür, dass sich unsere Vitamin-D-Töpfe füllen. Hautspezialisten grätschen hier jedoch als Spielverderber rein und warnen vor zu intensiver Sonnenanbetung. Denn die UV-Strahlung kann in der Haut gravierende Schäden verursachen. Sonnenbrände, eine vorzeitige Alterung der Haut, sowie vor allem der weiße (Basal- oder Plattenepithelkarzinom) und schwarze Hautkrebs (Melanom) bereiten den Hautärztinnen und Hautärzten große Sorge. Rund 2.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich am bösartigen Melanom, in den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Betroffenen dramatisch angestiegen.

Chronische Hautschäden durch UV-Strahlung

"Die Haut vergisst nicht", erklärt der Dermatologe Christian Posch. Die "gesunde Bräune" sei ein Mythos. Schließlich verträgt das größte Organ unseres Körpers nur eine bestimmte Menge an schädigender UV-Strahlung, bevor sich Erkrankungen einstellen. Der allzu sorglose Umgang der Menschen mit Sonnenbestrahlung führe daher zu zahlreichen, an sich vermeidbaren Neuerkrankungen, so der Hautexperte. Eine regelmäßige Kontrolle von Hautveränderungen durch Spezialistinnen und Spezialisten sei daher genauso nötig, wie ein ausreichender UV-Schutz.

Bedenkliche Sonnenschutzprodukte?

Allerdings stehen so manche Sonnenschutzmittel auch selbst im Verdacht, bedenkliche und mitunter auch krebserregende Stoffe zu beinhalten. Dennoch kein Grund, auf Sonnenschutz zu verzichten. Überspitzt formuliert Posch, dass er schon viele Patienten an Hautkrebs, nicht jedoch an einer Überdosis Sonnenschutzmittel habe sterben sehen.

KI hilft bei der Diagnose

Tatsächlich ermöglicht die rechtzeitige Diagnose eines Hautkrebses im frühen Stadium eine Heilung in 98 Prozent der Fälle. Daher kommen der regelmäßigen Hautkontrolle und damit der Früherkennung krankhafter Veränderungen eine so große Bedeutung zu. Immer öfter greift man dabei auf die diagnostischen Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) zurück. Die Algorithmen beurteilen Hauttumore teilweile präziser als die menschlichen Kollegen.
Auch bei der histologischen Beurteilung eines herausgeschnittenen Tumor-Präparates kann die Maschinentechnik behilflich sein. Denn, wie internationale Studien zeigen, auch Pathologen scheinen sich nicht immer einig zu sein, ob es sich um ein gutartiges Muttermal oder eine bösartige Läsion handelt. Am Deutschen Krebsforschungszentrum der Universitätshautklinik in Heidelberg konnte in einer 2019 erschienenen Publikation gezeigt werden, dass künstliche Intelligenz tatsächlich das Potential besitzt, die Genauigkeit der Diagnose bei den Gewebsschnitten zu verbessern.
Ob die KI einmal das geschulte Auge einer dermatologischen Fachkraft ersetzen kann, bleibt jedoch abzuwarten.

Neue Therapiestrategien

Im Frühstadium kann durch eine einfache operative Entfernung einer verdächtigen Läsion ein Ausbreiten verhindert werden. Bei aktinischen Keratosen, die als Vorstufe des weißen Hautkrebses gelten, gibt es die Möglichkeit der photodynamischen Therapie (Daylight PDT), wie die Hautärztin Barbara Franz erklärt. Dabei wird eine lichtsensitive Substanz auf die Haut aufgebracht, mit Laser vorbestrahlt und für zwei Stunden im Tageslicht aktiviert.
Auch andere Veränderungen der Haut sind UV-getriggert. "Zu viel Sonnenlicht lässt unsere Haut rasch altern", so Barbara Franz. Und es führt zur Entstehung des überaus bösartigen Melanoms.

Immuntherapie ist der Gamechanger

Doch selbst bei den fortgeschrittenen Hautkrebsformen gibt es Hoffnung. Die Immuntherapie, bei der die körpereigenen Abwehrzellen gegen den Tumor mittels sogenannter Checkpoint-Inhibitoren "scharf gemacht" werden, startete 2011 mit der Behandlung des schwarzen Hautkrebses, bevor die Technik auch auf viele andere Krebsformen ausgeweitet wurde. Mittlerweile erreicht man beim fortgeschrittenen Melanom in über 50 Prozent ein gutes Therapieansprechen oder gar eine Genesung.

Zu Beginn der Sommersaison und anlässlich des Awareness-Monats Hautkrebs im Mai spricht Ronny Tekal mit seinen Studiogästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors mit seinen Gästen über die positiven und negativen Auswirkungen der Sonne für unsere Haut und zeigt neue Methoden bei der Behandlung dermatologischer Erkrankung auf.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Gehen Sie regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge und Muttermalkontrolle?

Wie halten Sie es mit dem Sonnenschutz?

Wurde bei Ihnen eine bösartige Läsion rechtzeitig entdeckt?

Haben Sie als Melanom-Patient von einer Immuntherapie profitieren können?

Service

Zu Gast im Ö1-Haus:

Priv. Doz. Dr. Christian Posch
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Kliniken Hietzing und Ottakring
Wolkersbergenstraße 1
1130 Wien
Tel.: +43/1/ 80 110 2422
E-Mail
Homepage

Zu Gast am Telefon:

Dr.in Barbara Franz
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Ästhetische Medizin
Kolingasse 15
1090 Wien
Tel.: +43 1 3480333
E-Mail
Homepage

Veranstaltungshinweis:

Gleich im Anschluss an unsere Sendung live vor Ort oder per Live-Stream:
Vortragsabend für Betroffene und Interessierte
Hautkrebs - Ein Update zum Melanom, zum weißen Hautkrebs und seltenen Hautkrebserkrankungen

Donnerstag, 25. Mai 2023, 17.00 - 19.00 Uhr
Apothekertrakt Schloss Schönbrunn, Meidlinger Tor
Grünbergstrasse
1130 Wien
oder Teilnahme per Livestream
Die Teilnahme ist kostenlos.
Hier anmelden

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Sonne ohne Reue (Österreichische Krebshilfe)
Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie
Wie UV-Strahlen auf den Körper wirken (BM für Gesundheit)
Hauttypen und Lichtschutz (Österreichische Gesellschaft für Dermatochirurgie)
Sonnencreme: UV-Schutz oder Gefahr für Mensch und Umwelt?
"Sonnenallergie"/Photodermatose (MeinMed)
Awareness-Kampagne Hautkrebs (Leben mit Krebs)
Informationen zur Behandlung des malignen Melanoms (Die forschenden Pharmaunternehmen, vfa)
Künstliche Intelligenz kann bei Melanom-Diagnostik unterstützen (Der niedergelassene Arzt)

Buch-Tipps:

Yael Adler, Katja Spitzer, "Haut nah. Alles über unser größtes Organ", Droemer 2021

Friedrich Breier, Karin Gruber, "Hautkrebs. Vorbeugen - erkennen - behandeln", Verlagshaus der Ärzte 2017

Bernd Kardorff, "Gesunde Haut. Die Haut und Hautkrankheiten von A bis Z", Springer 2021

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