Statue von Adam Smith in Edinburgh

AP/SHINICHI IKEDA

Radiokolleg

Adam Smith - Der Luther der Ökonomie (3)

Die Macht der unsichtbaren Hand

Die Bedeutung von Adam Smith für die moderne Wirtschaftswissenschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Für Friedrich Engels war der schottische Aufklärer ein "Luther der Ökonomie", und Alan Greenspan, der frühere Chef der US-amerikanischen Notenbank, pries den Zollbeamtensohn aus der schottischen Grafschaft "Fife" als einen der Unsterblichen der abendländischen Geistesgeschichte.

Adam Smith' Arbeitswertlehre, seine fundamentale Kritik des Merkantilismus und die Trennung von Tausch- und Gebrauchswert, die er formuliert hat: das alles sichert dem schottischen Aufklärer auf alle Zeiten einen Platz in den Geschichtsbüchern der Nationalökonomie. Einflussreich bis heute ist auch das Lob der Arbeitsteilung und des recht verstandenen Eigennutzes.

Der schottische Wirtschaftsdenker meinte damit: Indem der Mensch auf faire Weise sein Eigeninteresse verfolgt, befördere er auch das Wohl der Gemeinschaft. Eigennutz schaffe Gemeinnutz. Und die "Unsichtbare Hand" des Marktes organisiere die Verteilung von Waren und Gütern besser als jede andere Form des Wirtschaftens.
Mit diesen Thesen wurde Adam Smith zu einem der Hausgötter des klassischen Liberalismus.

Die Apologeten des Turbokapitalismus heutiger Provenienz dürften sich allerdings nicht auf Adam Smith berufen, meint der Smith-Biograph Gerhard Streminger: "Der ehrwürdige Philosoph mit seiner subtilen Lehre von der ‚Unsichtbaren Hand' muss immer wieder für den Glauben herhalten, dass ein entfesselter Markt den Wohlstand aller am besten mehre. Aber diese Ansicht hat Adam Smith nie vertreten."
Der schottische Aufklärer, so Streminger, war vielmehr so etwas wie ein früher Verfechter eines Dritten Weges: Adam Smith habe für eine zivilisatorisch eingehegte Marktwirtschaft plädiert.

Service

Radiokolleg-Podcast

Gerhard Streminger: "Adam Smith - Wohlstand und Moral - Eine Biographie", C. H. Beck, 254 Seiten

Adam Smith: "Philosophische Schriften", herausgebeben von Norbert Paulo, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 310 Seiten

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