Brücke in Novi Sad

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Radiokolleg

Im Fluss. Die Donau ostwärts (2)

Dunav. Brücken bauen von Vukovar bis Belgrad

Wo bei Flusskilometer 1333 die Dunav fließt, liegt die kroatische Stadt Vukovar. Ab der Flussmitte schreibt sich die Dunav kyrillisch und ist Teil Serbiens. Die kleine Insel Vukovarska Ada gehörte früher zur kroatischen Teilrepublik, seit 1998 offiziell zu Serbien, auch wenn das Land dahinter nur Auland ist. Die Bevölkerung dies- und jenseits der Grenze planscht und grillt dennoch, unbeeindruckt von der Grenzziehung, jeden Sommer hier. Außerdem möchte man in Vukovar endlich weg vom Image der Kriegsstadt, zeigt stolz das renovierte Barockschloss Eltz, das moderne Vucedol-Museum mit seinen Ausgrabungen über die dortige neolithische Kultur und moderne Street Art namhafter Künstler:innen.

Ute Maurnböck hat Vukovar zum ersten Mal seit 1999 wieder besucht. Zerschossene Häuser sieht man noch, der kroatische Opfermythos wird von der Politik gerne verwendet und der beschädigte Wasserturm als Touristenort vermarktet. Und natürlich gibt es noch Spannungen. Die Schilder mit kyrillischen Aufschriften im öffentlichen Raum, die der serbischen Minderheit zustanden, wurden immer wieder abmontiert. Die junge Generation möchte aber nach vorne schauen, immerhin liegt hier Kroatiens größter Donauhafen. Die Donautouristen, auf die man hofft, sollen die Schönheit der Natur genießen.
Entlang des Flusses ist es tatsächlich schön. Weiter in Richtung Süden reihen sich kleine Dörfer aneinander, der Fluss genehmigt sich immer öfter Seitenarme. Nicht lange, und Neusatz, Ujvidek, Novi Sad taucht auf. Drei Brücken überspannen die breite Donau hier. 1999 gelangten sie zu trauriger Bekanntheit, als die NATO sie bombardierte und zerstörte. Heute soll Serbiens zweitgrößte Stadt, die Hauptstadt der Provinz Vojvodina, neben den wieder errichteten Brücken neue erhalten, hat Ute Maurnböck bei ihrem Besuch erfahren. Eine davon mithilfe einer chinesischen Investorengruppe, man will sie in einen neu entstehenden Stadtteil führen. Das Naturschutzgebiet mit über 200 streng geschützten Arten zu verbauen ist allerdings illegal, im März wurde dennoch mit der Schlägerung des Auwaldes begonnen.

Die Mutwilligkeit wie auch Unachtsamkeit des Menschen zeigen sich auch an den Tonnen von Plastik, die jedes Jahr über die Donau ins Schwarze Meer gelangen, Ablagerungen vor allem aus der Theiß und der Save im Raum Belgrad, die anlanden und von manchen Stellen aus bis zum Horizont zu sehen sind. Die Arbeit dagegen erinnert an Sisyphus, beobachtet Sonja Bettel, aber sie wird nicht aufgegeben.

Dennoch: es gibt auch Verbindendes, eine musikalische Brücke hat sich seit dem Jahr 1996 in Form des experimentellen Ring Ring Festivals in Belgrad etabliert. Astrid Schwarz kennt das internationale Festival für neue Musik, das wohl mit internationalen Größen aufwartet, aber auch die lokale Szene fördert.

Gestaltung: Ute Maurnböck-Mosser, Sonja Bettel, Eszter Hollosi, Thomas Mießgang, Astrid Schwarz

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Interreg-Projekt Tid(y)up

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Geschichte im Fluss

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Lászlo Végél: Neoplanta, Wieser Verlag, 2022

Marija Vasic: When God closed his eyes (Kada Bog zasmuri), Verlag ICEJ Srbija, 2017

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