Brücke Widin–Calafat

AP/VADIM GHIRDA

Radiokolleg

Im Fluss. Die Donau ostwärts (3)

Dunarea - Über Grenzen vom rumänischen Banat bis zur Insel Belene

Viele sind die Donau hinauf- und hinab migriert. Als südliche Grenze durchschneidet sie ein Gebiet, das seit vielen Jahrhunderten Menschen aufnahm und oftmals auch wieder vertrieb: das Banat. Die einstige Großregion wurde nach dem nicht immer Frieden stiftenden Vertrag von Trianon 1920 aufgeteilt auf die Königreiche Jugoslawien, Rumänien und Ungarn.

Banate hatten im Hochmittelalter vor allem eine Aufgabe: als Grenzmark Ungarns gegen diverse Eroberer Schutz zu bieten. Die Besitzverhältnisse und Grenzziehungen veränderten sich, Machthaber und Zugewanderte haben ihre Spuren hinterlassen. Die Multiethnizität wurde zu einem Markenzeichen der Region. In Ortschaften wie Orsova oder Herkulesbad, Baile Herculane, die nahe dem Donauengpass Eisernes Tor liegen, leben neben anderen Minderheiten auch Berglanddeutsche. Ihre Vorfahren kamen ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert vor allem aus dem steirischen und oberösterreichischen Salzkammergut und Tirol, später auch aus anderen deutschsprachigen Gebieten. Ute Maurnböck besucht einige der Wenigen, die nach der Wende 1989 geblieben sind.

Beobachtungsposten und Verteidigungsanlagen, die Grenzen schützen und Feinde beobachten wollten, begleiten Reisende. Schon als römische, bulgarische und türkische Festung hat die stattliche steinerne Festung der bulgarischen Grenzstadt Vidin die Donau überblickt. Der Grenzverkehr wird bis heute überwacht. Vor zehn Jahren wurde die Brücke "Neues Europa" zwischen der bulgarischen Stadt Vidin und dem rumänischen Calafat eröffnet. Es ist die zweite Donaubrücke zwischen den beiden Ländern, davor gab es nur einen festen Übergang, die Giurgiu-Russe-Freundschaftsbrücke. Die Donau war schon lange vor dem Beitritt eines Teils ihrer Anrainerstaaten ein wichtiger Verkehrsweg und soll durch Ausbau und Zusammenarbeit auf polizeilicher Ebene als Handelskorridor attraktiver werden. Wer an oder auf der Donau durch die Donau-Länder reisen möchte, merkt jedoch bald, dass es noch einiges zu tun gibt, beobachtet Sonja Bettel.

Träge 140 Kilometer weiter, zwischen der Walachei und Nordbulgarien, liegt die größte bulgarische Donauinsel, Teil des Persina Naturparks. Süßwassermoore gibt es hier und regelmäßig überflutete Auwälder - und einen Gefängniskomplex, der genau deshalb an dieser Stelle entstanden ist. Auszubrechen war den Gefängnisinsassen des berüchtigten Konzentrationslagers Belene nicht möglich. Von 1949 bis 1989 wurden politisch Andersdenkende von der kommunistischen Diktatur eingesperrt, die Zustände waren unmenschlich. Eine Aufarbeitung von staatlicher Seite gibt es bis heute nicht: kein Museum erinnert an die Jahrzehnte des Terrors, das Areal, das heute noch immer als Gefängnis dient, zu betreten, ist verboten. Nur einmal im Jahr trifft sich eine immer kleiner werdende Gruppe ehemaliger Gefangener. Ute Maurnböck hat mit Mitgliedern der NGO Sofia Platform Foundation gesprochen, die seit einigen Jahren versucht, die Geschichte mithilfe von Hologrammen der Überlebenden lebendig zu machen.

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