Statue von George Orwell

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Gedanken für den Tag

George Orwell und die Schweine

Claudia Paganini, Medienethikerin und Theologin, zum 120. Geburtstag von George Orwell

Dass Orwells Werk "Farm der Tiere" ein derart großer Erfolg sein würde, war zu Beginn alles andere als vorhersehbar. Ganz im Gegenteil: Orwell erhielt von den Verlegern eine Absage nach der anderen.

Schließlich fand sich aber doch ein Verlag und für Orwell bedeutete das seinen Durchbruch als Schriftsteller. Die "Farm der Tiere" erreichte eine große internationale Leserschaft und tut das auch heute noch. Eine ganze Reihe weit verbreiteter Redewendungen geht darauf zurück. So etwa: "Einige sind gleicher als andere", im englischen Original: "All animals are equal, but some animals are more equal than others".

Doch noch einmal zurück zu den Schweinen. In der damaligen Zeit machte man sich Sorgen, dass der politische Gegner durch die von Orwell gewählte Metapher verärgert werden könnte. Aber machen wir uns eigentlich auch Gedanken, was unsere Wertungen - bzw. genauer gesagt das Abwerten von Tieren oder Tierarten - für die Mensch-Tier-Beziehung bedeutet?

Gerade den Schweinen wird selbstverständlich unterstellt, dass sie schmutzig und dumm sind. Dabei wissen wir von der Verhaltensbiologie längst, dass beides nicht zutrifft. Was würde sich ändern, wenn wir beginnen würden, im Schwein dasselbe sensible, intelligente, Beziehungen eingehende Wesen zu sehen wie im Hund oder der Katze? Würden wir sie dann immer noch zu Millionen mästen, unter entsetzlichen Bedingungen und über weite Strecken in Schlachthöfe karren und dort - ohne Rücksicht auf ihre Empfindsamkeit und Intelligenz - abschlachten?

Vielleicht ja, weil man, was sich hinter hohen Mauern im Verborgenen abspielt, gut verdrängen kann. Vielleicht aber auch nein, weil es dann nicht mehr so einfach wäre, dem dummen, schmutzigen Schwein selbst die Schuld für sein Schicksal zuzuschreiben.

Service

George Orwell, "Farm der Tiere", Diogenes Verlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Takashi Yoshimatsu geb.1953
Album: BRIDGES TO JAPAN - Wiesler/Ogawa
* A bird in the twilight. Andantino - 2.Satz (00:02:33)
Titel: Digital Bird Suite op.15 - für Flöte und Klavier
Anderssprachiger Titel: Digitale Vogelsuite
Solist/Solistin: Manuela Wiesler
Solist/Solistin: Noriko Ogawa
Länge: 02:33 min
Label: BIS CD 1059

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