Muscheln in einer Hand

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Radiokolleg

Aus-Zeit: Die Unterbrechung des Alltags (3)

Kampf um Erholung

Freizeit ist eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts - zumindest juristisch. Denn einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub hat es in Österreich erstmals 1910 gegeben. Davor hieß es: wer nicht arbeitet, der verdient auch nichts. Heute stehen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hierzulande fünf Wochen Urlaub zu. Diese Errungenschaft wird nun teils durch prekäre Arbeitsverhältnisse wieder ausgehebelt.

Wir leben in widersprüchlichen Zeiten. Auf der einen Seite werden eine Vier-Tage-Arbeitswoche gefordert und angesichts des Fachkräftemangels auch attraktivere Bedingungen versprochen. Auf der anderen Seite erwarten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aber zunehmend, dass ihre Angestellten auch in ihrer Freizeit erreichbar sind - Stichwort: entgrenzte Arbeit.

Gleichzeitig gibt es Lebensrealitäten, in denen Menschen sich praktisch ohne Pausen abstrampeln müssen und das teils auch ohne Bezahlung - wie etwa im Fall pflegender Angehöriger. Hier gibt es nun auch spezielle Urlaubs-Aktionen für Betroffene, doch das Angebot ist noch viel zu gering und vor allem: Auszeiten verschaffen einem nur wirkliche Erholung, wenn sie regelmäßig erfolgen. Andere wieder sehnen sich nach mehr Zeit mit ihrer Familie und gehen in Elternkarenz. Immer mehr Menschen lassen sich umschulen oder nehmen sich überhaupt ein Jahr frei, um sich neu zu orientieren oder auch auf Weltreise zu gehen. Eines ist gewiss: Die neuen und sehr heterogenen Arbeits- und Lebensrealitäten erfordern einen neuen Zu- und Umgang mit dem Thema: Aus-Zeit.

Service

Radiokolleg-Podcast

Sendereihe

Gestaltung

  • Daphne Hruby