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Punkt eins
"Besser die Hände als der Wille gefesselt"
Zum 80. Todestag von Franz Jägerstätter. Gast: Dr. phil. Andreas Schmoller, Leiter des Franz & Franziska Jägerstätter Instituts. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
10. August 2023, 13:00
Am 9. August 1943 wurde der oberösterreichische Bauer Franz Jägerstätter im Zuchthaus Brandenburg von den Nationalsozialisten hingerichtet. Die Urteilsbegründung war nicht umfangreich: er war kein Bombenleger oder Attentäter, verfasste keine Pamphlete oder Flugblätter gegen das NS-Regime. Er war Wehrdienstverweigerer. Er war Mitglied der römisch-katholischen Kirche, nicht aber der NSDAP und er war geständig. Franz Jägerstätter lehnte es ab, "in Deutschlands schwerem Daseinskampf seine vaterländische Pflicht zu erfüllen", so die Urteilsbegründung und wurde wegen "Wehrkraftzersetzung" verurteilt.
"Welcher Katholik getraut sich, diese Raubzüge, die Deutschland schon in mehreren Ländern unternommen hat und noch immer weiterführt, für einen gerechten und heiligen Krieg zu erklären?", schrieb Jägerstätter vor seiner Hinrichtung. "Wenn ich auch mit gefesselten Händen schreibe, aber immer noch besser, als wenn der Wille gefesselt wäre."
2007 wurde Franz Jägerstätter seliggesprochen. Dass seine Geschichte, sein pazifistischer Widerstand nicht verdrängt und vergessen wurden, ist jedoch nicht der österreichischen katholischen Kirche zu verdanken. Die Anerkennung für ihn kam aus dem Ausland. Ein englischer Bischof rühmte ihn beim zweiten Vatikanischen Konzil als Vorbild für die Gegenwart, ein US-Soziologe veröffentlichte Anfang der 1960er Jahre eine Monografie. Und auch Jägerstätters Frau Franziska setzte sich zeitlebens für das Vermächtnis ihres Mannes ein, bewahrte seine Schriften auf und stellte sie der Wissenschaft zu Verfügung.
370 seiner Schriften sind heute digitalisiert und frei zugänglich, über das "Franz und Franziska Jägerstätter Institut" der Katholischen Privatuniversität Linz, das der Historiker und Theologe Andreas Schmoller leitet. Die Forschung zu Jägerstätter beschäftigt sich nicht nur mit der Lebensgeschichte des Widerständigen, sondern auch mit dem kirchlichen und militärischen Widerstand gegen ihn oder mit der missbräuchlichen Vereinnahmung seiner Haltung, zuletzt im Zusammenhang mit der Pandemie und den Maßnahmen ihrer Bekämpfung.
Warum ist Franz Jägerstätter, dessen Todestag sich am 9. August 2023 zum 80. Mal jährte, bis heute ein zivilgesellschaftliches Vorbild? Was kann getan werden, um das Andenken an diesen "wachen Bürger" zu erhalten? Und wie kann verhindert werden, dass seine widerständige Haltung instrumentalisiert wird?
Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Andreas Schmoller und mit Ihnen: Rufen Sie uns an und diskutieren Sie mit - unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at
Service
Information:
Franz und Franziska Jägerstätter Edition
Sendereihe
Playlist
Untertitel: James Newton Howard
Titel: Surrounded by Walls
Ausführende: James Newton Howard
Länge: 02:54 min
Label: Warner Bros.
Untertitel: James Newton Howard
Titel: Love and Suffering
Ausführende: James Newton Howard
Länge: 07:45 min
Label: Warner Bros.
Untertitel: Henryk Górecki
Titel: Kleines Requiem für eine Polka, Op. 66_ IV. Adagio Cantabile
Ausführende: I Fiamminghi
Länge: 06:07 min
Label: Warner Bros.