Das Konversationslexikon

10. August 2023, 06:57

Friedrich Arnold Brockhaus hatte keine Enzyklopädie begründet, sondern die Rechte an einem noch unvollendeten mehrbändigen Lexikon erworben und dieses im Jahre 1809 unter einem sperrigen, aber wunderbaren Titel auf den Markt geworfen: "Conversations-Lexicon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit."

Der Geist dieser Zeit versammelte das Wissen der Welt noch unter anderen Gesichtspunkten. Es ging tatsächlich darum, bei geselligen Veranstaltungen, eine gepflegte Konversation führen zu können. Es macht einfach Freude, nicht nur die notwendigen, sondern auch die schönen, interessanten, seltenen Dinge zu kennen und darüber geistreich zu parlieren.

Freimütig gab Brockhaus in der Vorrede zur ersten Ausgabe übrigens zu, dass es dabei oft nur darum geht, "dem Schein nach" ein Streben nach Geistesbildung vorzutäuschen, also mit einem eher oberflächlichen Wissen zu prunken. Brockhaus wusste, dass sein Nachschlagewerk "seinem Zwecke und Umfange nach weder vollständige noch systematische Kenntnisse gewähren" kann, er hoffte aber, dass das Blättern in seinem Lexikon doch bei einigen Menschen "den Reiz hervorbringen werde, sich solche Kenntnisse zu verschaffen".

Am Anfang der wissenschaftlichen Durchdringung der Welt steht ein spielerischer, neugieriger Umgang mit dem Wissen. Noch in einer späteren Auflage des Brockhaus heißt es mit bewundernswerter Klarheit: "Das Conversations-Lexikon hat die Flüssigmachung und Popularisierung der wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Ergebnisse, nicht für die geschäftliche Praxis, sondern für die Befriedigung und Förderung der allgemeinen Bildung zur Aufgabe."

Vielleicht sollte man sich in einer Zeit, in der alles nach Effizienz und Anwendbarkeit strebt, hin und wieder an solche Sätze erinnern.

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Gestaltung

• Alexandra Mantler