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Ö1 Hörspiel
"Der Streik der Diebe" von Jura Soyfer
"Ein Philosoph produziert Ideen, ein Poet Gedichte, ein Pastor Predigten, ein Professor Kompendien . Ein Verbrecher produziert Verbrechen" - Kapitalismuskritik von Jura Soyfer nach Karl Marx.
12. August 2023, 14:00
"Wären Schlösser je zu ihrer jetzigen Vollkommenheit gediehn, wenn es keine Diebe gäbe? Wäre die Fabrikation von Banknoten zu ihrer gegenwärtigen Vollendung gediehn, gäbe es keine Falschmünzer?
Bis ins Detail können die Einwirkungen des Verbrechers auf die Entwicklung der Produktivkraft nachgewiesen werden", schreibt Karl Marx in "Theorien über den Mehrwert", 1863.
Jura Soyfer greift diese Idee auf und entwirft 70 Jahre später für ein Filmexposé eine polemische Groteske: Es herrscht Wirtschaftskrise. Die Diebe finden nichts mehr, was sie stehlen könnten. Sie beschließen zu streiken. Es wird nicht mehr eingebrochen, nichts wird gestohlen, nichts entwendet. Die Folge: Als erstes kollabiert die Sicherheitsindustrie. Niemand braucht mehr Tresore, Schlösser oder Überwachungssysteme. Und da die Menschen ihr Geld auch nicht mehr in die Bank tragen - weil es auch aus der Küchenlade nicht gestohlen wird - krachen alsbald die Banken. Auch die Polizei muss ihre Beamten entlassen, sie haben nichts mehr zu tun. Und schließlich dümpeln die Zeitungen. Es gibt nichts mehr zu berichten. Am Ende beschließt die Polizei, aus den eigenen Reihen Diebe auszubilden, um den Streik zu brechen. Nur so kann die Wirtschaft wieder angekurbelt werden ...
Jura Soyfer, gestorben 1939 im Konzentrationslager Buchenwald, schrieb "Streik der Diebe" 1936 oder 1937 auf der Basis einer Kurzgeschichte von Franz Paul.
Mit Helmut Berger, Wolfgang Böck, Gerti Drassl, Adi Hirschal, Boris Eder, Rainer Frieb, Harald Harth, Johann Adam Oest und Andreas Vitasek als Erzähler, Musik: Max Nagl, Schnitt: Anna Kuncio, Katharina Böhm, Ton: Herta Werner, Hannes Stern, Bearbeitung und Regie: Götz Fritsch (ORF 2010)
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