Ohne Aufregung

22. August 2023, 06:57

Nach den Sommerferien werden die Kinder, kaum sind sie zurück in der Schule, gern aufgefordert, einen Aufsatz über ihre schönsten Sommererlebnisse zu schreiben. So manches Kind kommt dann in die Bredouille.

So auch mein Sohn vor einigen Jahren zu Beginn des Gymnasiums: "Mama", sagte er, "was soll ich denn schreiben, was hab ich denn so Besonderes erlebt in den neun Wochen Ferien?" "Naja", sagte ich, "du warst viele Wochen bei den Großeltern am Land und hast geangelt und Fußball gespielt und mit der Oma Pilze gesammelt, wir hatten Besuch von Freunden, haben gegrillt und auch deinen Geburtstag gefeiert und weißt du noch, als wir am See im Freien übernachtet haben, sind nachts die Nacktschnecken gekommen und morgens waren unsere Schlafsäcke vom Tau ganz feucht geworden, die haben aber schnell getrocknet in der warmen Morgensonne und Opa hat frische Semmeln fürs Frühstück gebracht und abends seid ihr wieder mit dem Boot zum Fischen rausgefahren." "Ja, das stimmt" sagte er "das war alles sehr schön, aber wir sollen ja was schreiben, was spannend war. Etwas Aufregendes!"

Sicher gibt es Kinder und Jugendliche, deren Ferien mit Reit/Segel- und Tenniskurs, Sprachferien und Survivalcamp bis oben hin randvoll gefüllt sind. Ein Highlight jagt das andere, dem Kind soll nur ja nicht fad werden. Ich glaube, mit das Schönste an Ferien ist aber eine gewisse Ereignislosigkeit, in der man das Alltägliche genussvoller erleben kann als sonst. Langeweile, die die freien Tage in die Länge zieht und Leerräume entstehen lässt, in der die Fantasie neu blühen kann.

Ein Ort nah an der Natur, Menschen und Tätigkeiten, die eine wohltuende Routine bringen, in der man sich vom Auf und Ab der Welt und des Schuljahres erholen kann. Ich bin für das Sommerloch. Oder ist das Luxus?

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler