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Radiokolleg

Im Gleichschritt: Warum strebt der Mensch nach Konformität? (1)

Die Suche nach der Zugehörigkeit

Der Mensch ist ein Herdentier. Das hört man oft. Und tatsächlich lebt es sich in der Gruppe meist sicherer und auch besser als alleine. Aufgaben können so verteilt und gemeinsam bewältigt werden. In der Kooperation lassen sich ebenso soziale wie wissenschaftliche Fortschritte verwirklichen. Nicht umsonst spricht man in diesem Zusammenhang von: Zivilisation.

Doch je größer eine Gemeinschaft wird, desto schwieriger lässt sich ein Konsens finden. Die Folge: es kommt zu neuen Gruppenbildungen. Denn die allermeisten sehnen sich nach Zugehörigkeit. Der Mensch hat zwei starke Emotionen: Liebe und Angst. Liebe macht bekanntlich blind - und die Angst? Die macht meist kopflos.

Was also suchen Menschen, wenn sie Angst haben oder verunsichert sind? Sie suchen nach einem Anker. Und den finden sie meist im Kollektiv. Der französische Mediziner Gustave Le Bon schrieb 1895: "In der Masse existiert eine Gemeinschaftsseele, es gibt eine kollektive ‚Ansteckung' der Gefühle." Diese "Ansteckung" hat Vor- wie Nachteile. Die Suche nach Konsens und Konformität kann Gemeinschaften stärken, sie kann aber ebenso Menschen, die anders sind, ausgrenzen und auch den Freigeist blockieren - sowohl in der Wissenschaft als auch in der Kunst und Kultur.

Gleichzeitig gibt es auch Individuen, die gegen den Gruppenzwang rebellieren. Manche suchen die Einsamkeit. Der Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau ist ein bekanntes Beispiel dafür. Er hat sein Einsiedlertum im 19. Jahrhundert auch als gesellschaftspolitisches Zeichen gelebt. Was also steckt hinter dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit - und warum ist es bei den einen mehr und bei den anderen weniger ausgeprägt?

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  • Daphne Hruby