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Radiokolleg

Im Gleichschritt: Warum strebt der Mensch nach Konformität? (4)

Ein- und Ausschluss

Wir lernen durch Erfahrung. In den meisten Fällen gar nicht durch die eigene, sondern durch jene vorangegangener Generationen. Das ist auch sinnvoll. Würde jeder Mensch aufs Neue selbst entdecken müssen, welche Pflanze giftig ist oder müsste er jede technische Errungenschaft selbst entwickeln, dann wäre die Menschheit wohl schon ausgestorben oder säße bis heute in der Dunkelheit.

Nimmt dieser Verlass auf andere Meinungen aber überhand, so geht die eigene dabei verloren oder kann gleich gar nicht ausgebildet werden.
Unsere Selbstdefinition gründet sich sehr stark darüber, wie wir von unserem Umfeld wahrgenommen werden. Diese Regel gilt nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch gesamtgesellschaftlich.

Und hier spielen die Medien eine ganz zentrale Rolle. Der deutsche Soziologe Niklas Luhmann ging in den 1990ern sogar so weit, dass er meinte: die Medien erschaffen unsere Realität. Er nannte es: "Die Realität der Massenmedien". Und tatsächlich können wir als einzelne in vielen Fällen gar nicht selbst ergründen, was in der Welt vor sich geht. Wir sind auf externe Informationen angewiesen, die uns Orientierung und einen Überblick verschaffen sollen.

Nur ein informierter Mensch ist in der Lage, durchdachte Entscheidungen zu treffen - das gilt vor allem in einer immer komplexer werdenden Welt. Auch Journalistinnen und Journalisten sind Teil einer Gesellschaft, auch sie wollen dazugehören und auch sie streben nach Konformität und Bestätigung. Hinzu kommt, dass in der tagesaktuellen Berichterstattung immer mehr Meldungen nicht eigens recherchiert, sondern von Presseagenturen übernommen werden. Gleichzeitig gibt es auch eine Kollektive-, eine Schwarmintelligenz - sowohl bei Tieren als auch beim Menschen. Wie intelligent verhalten wir uns also in der Masse?

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  • Daphne Hruby