30 Jahre Österreichische Exilbibliothek

6. September 2023, 13:00

"Die Erinnerung wohnt in allen Dingen" heißt die Ausstellung der Österreichischen Exilbibliothek (ÖEB) im Literaturhaus Wien, die am 12. September zum 30-jährigen Jubiläum feierlich eröffnet wird.

1992 regte der Literaturwissenschaftler Klaus Amann an, eine "Bibliothek des österreichischen Exils" aufzubauen - so wie sie mit dem Deutschen Exilarchiv in der Deutschen Nationalbibliothek schon seit Jahrzehnten bestanden hatte. Amann wurde daraufhin vom damaligen Minister für Unterricht und Kunst, Rudolf Scholten, beauftragt, ein Konzept für eine solche Einrichtung zu erstellen. Ein halbes Jahr später war es so weit: Ursula Seeber als erste Leiterin der - spät, aber doch - gegründeten Österreichischen Exilbibliothek hatte zur Eröffnungsausstellung unter anderem Autoren und Schriftstellerinnen eingeladen, die seit ihrer Vertreibung und Verfemung durch die nationalsozialistische Diktatur in ihrem Heimatland Österreich erstmals wieder öffentlich aufgetreten waren, darunter Fritz Beer, Ernst Gombrich, Mimi Grossberg, Gerda Lerner, Frederic Morton und Stella Rotenberg.

Heute verfügt die ÖEB über mehr als 9.000 Bände Fachliteratur (darunter seltene Erstausgaben und Exilzeitschriften), eine mehr als 7.000 Personen umfassende bio-bibliografischen Datenbank sowie eine umfangreiche Foto-, Audio- und Videosammlung - aufgebaut in 30 Jahren Sammel- und Vermittlungstätigkeit.

Mindestens so wichtig wie das Bewahren und Vermitteln ist das Vertrauen, das sich die ÖEB bei vielen der in Fremde und Armut getriebenen österreichischen Künstlern und Künstlerinnen erwerben konnte. Ein Indiz dafür sind nicht zuletzt persönliche Dokumente, die etwa Schriftsteller wie der in Wien geborene und 101-jährig nach wie vor in Paris lebende Georg Stefan Troller der ÖEB anvertrauten.

Zumindest einige dieser Dinge - so die Idee der Leiterin Veronika Zwerger - sollen 2023 dem Vergessen und Verstauben entrissen werden: 30 der ÖEB nahestehende Persönlichkeiten wurden ins Haus in der Wiener Seidengasse 13 gebeten, um sich dort eine Archivalie auszusuchen und dazu eine Geschichte zu erzählen. Gefolgt sind der Einladung beispielsweise Ann Cotten, Erich Hackl, Doron Rabinovici, Vladimir Vertlib oder Barbara Zeman.

Warum ist es erst 1993 zur Gründung der ÖEB gekommen? Was kann die ÖEB leisten, um das Werk verfemter und vertriebener Autoren und Autorinnen aufzuarbeiten und in der öffentlichen Wahrnehmung zu halten? Gibt es Kooperationen der ÖEB mit Institutionen in den ehemaligen Exilländern, darunter Großbritannien, USA, Frankreich, Mexiko oder Brasilien?

Gäste bei Alexander Musik sind die Leiterin der Österreichischen Exilbibliothek und Kuratorin der Ausstellung "Die Erinnerung wohnt in allen Dingen", Veronika Zwerger und Rudolf Scholten, der einst zuständige Minister.

Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen oder Sie schreiben uns ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

"Die Erinnerung wohnt in allen Dingen".
30 Jahre Österreichische Exilbibliothek. Ausstellung im Literaturhaus Wien ab 13. September Feier und Ausstellungseröffnung am Dienstag, 12. September

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Alexander Musik