UNO: Blockiert, schwach, unvereint - aber alternativlos?

19. September 2023, 13:00

Es scheint widersprüchlich: laut erschallt der Ruf nach der UNO - sie soll Frieden stiften, Konflikte lösen, bei Naturkatastrophen helfen, Menschenrechte verteidigen und die Grundlagen unseres Lebens im Angesicht der Klimakrise bewahren - doch mindestens so lautstark wird sie als zu schwach und schwerfällig, zahnlos und unvereint kritisiert.

Gestern, Montag, wurde die 78. Generalversammlung der Vereinten Nationen eröffnet, der 193 Staaten angehören; heute, Dienstag, ist die Generaldebatte, die Eröffnungssitzung angesetzt. Es ist nicht nur das diplomatische Großereignis dieser Woche, es geht auch darum, welche Chancen eine Weltgemeinschaft, welchen Wert Kooperation und Frieden angesichts der vielen Krisen und Kriege hat und haben kann. Lauter denn je werden von unterschiedlichen Seiten Reformen gefordert, wird Kritik geübt, werden die Organisation und das (in großen Teilen freiwillige) finanzielle Engagement dafür in Frage gestellt.

2003 sah der damalige Generalsekretär Kofi Annan die Vereinten Nationen am Scheideweg zwischen Neubeginn und Scheitern, 20 Jahre später ist der machtvolle Sicherheitsrat blockiert wie zuletzt im Kalten Krieg. Die Sicherheitslage, Konflikte und Kriege haben sich verändert, Naturkatastrophen und ihre Folgen nehmen zu, neue Rivalitäten bestimmen die Geopolitik. Multilateralismus und das Denken in Systemen statt in Nationalstaaten scheinen angesichts der globalen Probleme notwendiger denn je.

Was muss man über die UN und ihre Wurzeln wissen, um sie einordnen zu können? Worum geht es bei den Reformforderungen, was sind die Kritikpunkte und wer äußert sie? Was sind Kernaufgaben und Ziele der UN und wie lassen sich die Leistungen der Vereinten Nationen bewerten? Welche Rolle kann die Weltgemeinschaft in dieser Struktur heute spielen? Und wie hat sie sich seit dem Angriffskrieg Russlands verändert?

Manuela Scheuermann vom Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Europaforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Vereinten Nationen und ihrer Entwicklung. Sie erläutert die Relevanz und Reformfähigkeit der UN und skizziert ihre Möglichkeiten, Grenzen und aktuellen Herausforderungen.

Mit politischer Macht in den Internationalen Beziehungen und der Friedens- und Konfliktforschung befasst sich der Maximilian Lakitsch vom Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen der Universität Graz und im Zuge seiner Forschungen und vielfach zu den Vereinten Nationen gearbeitet.

Im Gespräch mit Barbara Zeithammer analysieren Maximilian Laktisch und Manuela Scheuermann die aktuelle Relevanz der UNO, die Forderungen nach der Reform des Sicherheitsrates und Fragen nach der Zukunft der "Weltgemeinschaft".

Diskutieren Sie mit über die Relevanz der Vereinten Nationen, ihre Handlungsfähigkeit und Zukunft und wonach wir sie beurteilen sollen unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Service

Scheuermann, Manuela: Die Vereinten Nationen. Eine Einführung. Springer Verlag, 2. Auflage 2021

Scheuermann, Manuela (2022): Mehr Ethik in der internationalen Politik wagen! Die globale Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit, in: Ethik und Militär. Kontroversen in Militärethik und Sicherheitspolitik.

Sendereihe

• Punkt eins