Straßenzug in Georgien

ORF/RAINER ELSTNER

Radiokolleg

Georgien. Reportage aus einem Land im Umbruch (1)

Neuanfang auf alten Teeplantagen

Nur rund 3 Millionen Menschen wohnen in Georgien, die Zahl der georgischen Asylsuchenden in der EU liegt bei über 20 000. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden zwei Regionen - Abchasien und Südossetien - von Russland annektiert. Früher war Georgien berühmt für seinen Weinanbau, für Teeplantagen, die Kurorte am Schwarzen Meer wie Suchumi, aber auch für Gori, den Geburtsort von Josef Stalin. Heute will Georgien in die EU und in die Nato. Dafür werden auch Traditionen aufgegeben.

Er soll im 19.Jahrhundert von einem Diplomaten in einem Gehstock nach Georgien geschmuggelt worden sein. Tee aus der Kaukasusregion, zwischen Schwarzem Meer und Kaspischem Meer, wurde überall in der Sowjetunion getrunken. Immer griffbereit neben dem Samowar. Ein tiefschwarzes, kleinblättriges Produkt, "gruzinski chai" genannt, intensiver noch als Assam-Tee. Ein großes Sowjet-Institut forschte zu Anbautechniken und Produktionstechnologien. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach auch die Teeproduktion zusammen. Die Plantagen verwilderten. Heute besinnen sich Teebauern wieder auf die traditionellen Methoden, um schwarzen Tee herzustellen, aber auch grünen, gelben, roten und weißen Tee. Der gelbe Tee war jahrzehntelang nur der georgischen und russischen Elite vorbehalten. Ob es sich dabei tatsächlich um den seltenen gelben Tee, wie in China bekannt, handelt ist umstritten. Aber das Marketing läuft. Die Konkurrenz ist jedoch groß: Die Jugend Georgiens holt sich lieber einen Cappuccino oder Latte bei Starbucks und McDonalds. Etliche der alten Teeplantagen müssen Blaubeer- und Haselnussplantgen weichen, weil die mehr Profit bringen und in der EU gefragter sind, zum Beispiel für Nusspralinen.

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