Eine jüdische Frau betet am Strand während Rosch Haschana

AP/TSAFRIER ABAYOV

Gedanken für den Tag

Bruch und Beginn

Ethel Merhaut, Sängerin, macht sich Gedanken zum jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana

Vor kurzem habe ich eine sehr gute Dokumentation gesehen namens "EL Dorado", mit dem Untertitel "Alles, was die Nazis hassen". Sie beschreibt die queere Szene in Berlin der 1920er und die unglaubliche Vielfalt und Offenheit, in der Menschen schon damals Geschlechterrollen infrage stellten und altmodische Denkweisen und Lebensmodelle sprengten.

Mit der Machtergreifung der Nazis platzte natürlich dieser Traum der Modernität und Offenheit abrupt. Er wurde ausgemerzt und es folgten Verfolgung, Deportation oder Exil. Warum ich das erzähle? Ein Historiker hatte in der Doku einen sehr interessanten Gedanken formuliert: Er meinte, dass die soziokulturelle Entwicklung durch den totalitären Einschnitt nicht unterbrochen wurde, sondern tatsächlich vernichtet wurde und erst Jahrzehnte später wieder auflebte.

Insofern muss man sich dessen immer bewusst sein, dass jede Form von Modernität - Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Genderdebatten, Freiheit zu lieben, wen man möchte etc. - keine Selbstverständlichkeit ist, sondern relativ rasch von rechten und totalitären Systemen zerstört werden kann.

Insofern wünsche ich meinen Kindern nichts sehnlicher, als dass sie die Freiheit, die ich derzeit als Frau und Jüdin in Österreich genieße, auch erleben oder sogar weiterentwickeln können.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Werner Richard Heymann 1896-1961
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Robert Gilbert 1899-1978
Album: Süß & bitter
Titel: Irgendwo auf der Welt / aus dem Film "Ein blonder Traum"
Solist/Solistin: Ethel Merhaut
Ausführender/Ausführende: Belush Korenyi
Ausführender/Ausführende: Benjy Fox-Rosen
Länge: 04:22 min
Label: Sony Masterworks 19439753932

weiteren Inhalt einblenden