Anna Schor-Tschudnowskaja

SFU WIEN/MAGDALENA POSSERT

Da capo: Im Gespräch

Anna Schor-Tschudnowskaja, Psychologin und Soziologin

"Die Willkür bei der Verwendung von Sprache und der Deutung von Begriffen geht Hand in Hand mit der Willkür der Repression"
Andreas Obrecht im Gespräch mit der Psychologin und Soziologin Anna Schor-Tschudnowskaja

Die Psychologin und Soziologin Anna Schor-Tschudnowskaja wurde 1974 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren und wuchs in Leningrad - heute St. Petersburg - auf. Sie promovierte an der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung und an der Universität Gießen mit einer wissenschaftlichen Arbeit über den gesellschaftlichen Wandel im postsowjetischen Russland. Die dramatischen Geschehnisse in Russland und der Ukraine verfolgt sie nicht nur mit größter emotionaler Anteilnahme, sondern auch mit dem analytischen Blick einer Wissenschaftlerin: Die Umkehrung der Begriffe "Krieg" und "Frieden", "Aggressor" und "Opfer" hat den brutalen Angriffskrieg und mit ihm die rigorose Durchsetzung der Diktatur Jahre lang vorbereitet. Diese "Verohnmachtung" der Sprache sei einer der wichtigsten Erfolge Putins, so Schor-Tschudnowskaja im Gespräch mit Andreas Obrecht. Sie erschwere den militärischen, politischen und intellektuellen Widerstand und führt dazu, dass der Krieg noch lange dauern wird.

Seit 2007 ist Anna Schor-Tschudnowskaja wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Psychologie an der Sigmund Freud Privat Universität in Wien. In ihrem aktuellen, 2021 erschienenen Buch "Post Wahrheit" (gemeinsam mit Gerhard Benetka), folgt sie den Spuren von "Fake News" und "alternativen Fakten", die nicht nur in kriegerischen Kontexten die Politik und das Alltagsleben der Menschen immer stärker durchdringen.

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht