Otto Mauer und Kiki Kogelnik

7. Oktober 2023, 06:57

Gelbe, schwarze und blaue Pinselstriche, rosafarbene aufs Blatt geklebte Papierstücke, kleinere rote Farbspritzer. Das alles findet sich quer über die Fläche verteilt auf einem weißen Kartonpapier. Gefertigt hat diese titellose Gouache im Jahr 1962 Kiki Kogelnik. Sie befindet sich heute in der Sammlung Otto Mauer im Dom Museum Wien. Erstaunlich, dass dieses gestisch-abstrakte Bild so gar nichts mit christlicher Kunst zu tun hat. Aber darum ging es dem Domprediger und Kunstförderer im Grunde auch gar nicht.

Otto Mauers Aussagen über Kunst im christlichen Kontext sind so mutig und wegbereitend, dass sie auch rund um seinen 50. Todestag höchst aktuell erscheinen. So hat Mauer eine spezifische Kirchenkunst kritisiert, wie er sie im 19. Jahrhundert verortet hat. Stattdessen hat er gemeint, "dass alle modernen Tendenzen, überhaupt alle Kunsttendenzen, die es jemals gegeben hat, mit dem Christentum vereinbar und durchaus verwendbar sind, wenn man sie zu kultischen Zwecken heranzieht."

Otto Mauer hat sich in seiner 1954 gegründeten "Galerie St. Stephan", die später in "Galerie nächst St. Stephan" umbenannt wurde, mit den fortschrittlichsten Künstler:innen seiner Zeit umgeben. Er hat internationale Größen wie Georges Mathieu nach Wien geholt. Und er hat in den von ihm organisierten "Internationalen Kunstgesprächen" den geistigen Austausch rund um die aktuellen Kunst- und Architekturentwicklungen entscheidend mitbestimmt. Vor allem hat Otto Mauer österreichischen Kunstschaffenden die Möglichkeit gegeben, auszustellen und somit auch international zu reüssieren.

Von der Kirche verlangte Otto Mauer, dass sie sich "permanent in einen Dialog mit der Kunst einlassen" müsse. "Denn durch die Kunst", so der Domprediger, "kommt etwas Kreatives in das Christentum".

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler