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Medizin und Gesundheit
Wie Sie sich vor gefährlichen Venenthrombosen und Lungenembolien schützen können
12. Oktober 2023, 16:05
In Österreich gibt es jährlich rund 8.000 Fälle einer tiefen Venenthrombose oder Lungenembolie, die lebensbedrohlich werden kann.
Exakte Zahlen existieren für unser Land zwar nicht, aber nach internationalen Daten sterben pro Jahr bis zu 4.000 Personen daran.
Thrombosen ereignen sich leider sehr häufig während des Aufenthaltes im Krankenhaus oder kurz danach. Was kann man dagegen tun kann ist Thema dieser Sendung.
Der 10. Weltthrombose-Tag
Trotz der Häufigkeit von Blutgerinnseln in den Venen ist das Wissen über Risikofaktoren für die Entstehung und die daraus resultierende Notfallsituationen wie eine Pulmonalembolie in der Bevölkerung gering.
Das gilt nicht nur für Österreich, sondern wird weltweit beobachtet.
Daher hat die internationale Thrombosegesellschaft, in der die weltweit führenden Expertinnen und Experten für Blutgerinnungsstörungen zusammenarbeiten, vor zehn Jahren eine Informations-Kampagne ins Leben gerufen: Den Weltthrombosetag, der jährlich am 13. Oktober begangen wird.
Thrombosen entstehen häufig in den Beinvenen
Meist entstehen die Gerinnsel in den Venen des Unterschenkels, des Oberschenkels oder in den tiefen Beckenvenen.
Die gefürchtete Komplikation ist, dass sich Teile dieser Thromben ablösen und in die Lunge geschwemmt werden - es also zu einer Lungenembolie kommt.
Vielfältige Risikofaktoren
Eine erhöhte Thromboseneigung kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits gibt es erblich bedingte Gerinnungsstörungen. Auf der anderen Seite gibt es situationsbedingte Faktoren: Große operative Eingriffe, vor allem im Bereich des Knie- oder Hüftgelenks, steigern die Gefahr ebenfalls. Genauso wie eine Schwangerschaft, das Wochenbett, starkes Übergewicht oder die Einnahme bestimmter Hormone zur Empfängnisverhütung. Auch längere Immobilität, entweder im Zuge einer Krankheit oder durch langes, durchgehendes Sitzen im Auto, Bus oder Flugzeug begünstigt die Gerinnselbildung.
Die Symptome einer Lungenembolie (LE)
Die Beschwerden sind oft leider nicht sehr eindeutig. Manchmal verläuft eine LE auch fast ohne Symptome. Typisch für eine massive Lungenembolie sind: Schmerzen im Brustraum, plötzliche schwere Atemnot, Husten mit blutigem Auswurf, Benommenheit, Schwindel bis hin zur Ohnmacht, Herzrasen und Angst.
Krebserkrankungen beeinflussen die Blutgerinnung
Dazu Univ.-Prof.in Dr.in Ingrid Pabinger-Fasching von der Medizinischen Universität Wien, die gemeinsam mit Univ.-Prof. Priv. Doz. Dr. Cihan Ay wegweisende Studien durchgeführt hat, die mittlerweile in medizinische Leitlinien eingeflossen sind.
"Dadurch wissen wir nun, welche Krebserkrankungen besonders häufig Thrombosen verursachen und kennen auch den Einfluss, den die verschiedenen Krebstherapien zusätzlich haben können", so Ingrid Pabinger-Fasching.
Thrombose-Ereignisse im Krankenhaus leider sehr häufig
Cihan Ay ist Experte für Hämatologie: "Denn das erhöhte Thromboserisiko betrifft nicht nur Personen mit Krebs, sondern sehr viele schwer Erkrankte. 60 Prozent aller venösen Thrombosen treten im Spital oder kurz nach der Entlassung nach Hause auf. Ein Aspekt, den sich auch meine Kolleginnen und Kollegen immer wieder in Erinnerung rufen müssen."
Haben die Covid-Impfungen Thrombosen verursacht?
Cihan Ay. "In diesem Zusammenhang ist die Anmerkung wichtig, dass die aktuelle COVID-Impfung kein Thromboserisiko aufweist", sagt er. "Ganz im Gegensatz zu Infektionen, wie wir sie auch für die kommende Herbst- und Winter-Saison wieder erwarten. Nicht nur bei COVID, sondern auch durch Grippeviren und RSV wird die Blutgerinnung aktiviert. Vor allem in den ersten drei Tagen nach einer Infektion ist das Thromboserisiko besonders hoch, sinkt dann aber wieder langsam."
"Das neue Wiener-Vorhersagemodell"
Kolleginnen und Kollegen von Ingrid Pabinger Fasching und Cihan Ay von der Meduni Wien haben nach jahrelangen Studien vergangene Woche ein wichtiges Modell präsentiert. Durch nur drei Parameter (Geschlecht - Frauen haben häufiger Thrombosen, Ort der bereits stattgefundenen Thrombose und dem D-Dimer-Laborwert) kann die Gefahr eines weiteren venösen Gerinnsels eingeschätzt werden.
Wichtig - denn bisher findet nach dem ersten Ereignis meist eine lebenslange Therapie statt. Dafür stehen mehrere Substanzgruppen zur Verfügung.
Für viele der Betroffenen kann durch dieses Vorhersage-Modell Entwarnung gegeben werden.
Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.
Hatten Sie schon einmal eine Thrombose oder sogar eine Lungenembolie?
Haben Sie die Symptome gleich bemerkt?
Haben Sie eine Erkrankung der Venenklappen in den Beinen?
Nehmen Sie Medikamente gegen Blutgerinnungsstörungen?
Was machen Sie, um Thrombosen vorzubeugen?
Haben Sie die Thrombose unter Kontrolle bekommen oder leiden Sie noch an den Folgen?
Service
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Dr.in Birgit Beermann
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
Zu Gast im Ö1 Haus sind:
Univ.-Prof.in Dr.in Ingrid Pabinger-Fasching: Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, Chair der European Thrombosis and Haemostasis Alliance, Mitglied der International Society of Thrombosis and Haemostasis, ISTH
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
Tel: 01/ 40400 - 44480
E-Mail
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Univ.-Prof. Priv. Doz. Dr. Cihan Ay, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
Mitglied im Steering Committee der ISTH des World Thrombosis Day
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
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