Die Feier der Radio-Geburt

18. Oktober 2023, 11:30

Deutschland war Österreich ein Jahr voraus: Schon am 29. Oktober 1923 ging im Berliner Vox-Haus die erste deutsche Rundfunksendung über den Äther - ein historischer Moment. Das Album "1923" präsentiert Streichquartett-Kompositionen, die 1923 aufgeführt worden sind: Hindemiths kurios-humoristisches Werk "Minimax - Repertorium für Militärmusik" oder Alban Bergs schon 1910 komponiertes 3. Streichquartett - damals ein immenser Erfolg, der zum Ausverkauf der Partitur in Salzburg führte. Leos Janáceks "Kreutzersonate" ist die Vertonung einer Tolstoi-Erzählung: Szenen vom Scheitern einer Ehe. Erwin Schulhoffs energievoll-virtuose "Fünf Stücke für Streichquartett" wurden zwar erst 1924 uraufgeführt, sie sind jedoch eine Folge der Inspiration des Festes der IGNM, der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1923, das euphorisch eine Streichquartett-Olympiade genannt werden kann.

Das Schumann Quartett spielt Hindemith zackig und burschikos, es trifft den Ton von Janáceks Musik aufwühlend und leidenschaftlich, es gibt sich elegant-swingend in Aaron Coplands "Movement", es präsentiert sich furios, packend und - wie es Schulhoff verlangt: "tänzerisch mit Leichtigkeit". Das Schumann Quartett heißt so nach den drei Brüdern Erik, Ken und Mark Schumann, die seit ihrer Kindheit Quartett spielen. Seit 2022 ist Veit Hertenstein ihr ebenso fulminanter Bratschist.

Eine neue Folge von Warum Klassik mit Leonard Eröd und ein Nachruf an Hatto Beyerle, Bratscher und Mitbegründer des Alban Berg Quartetts, der am 16.10. 90 Jahre alt gestorben ist!

Service

Aktuelle Aufnahme:
Album "100 Years of Radio - 1923"
Werke von Leos Janácek, Aaron Copland, Paul Hindemith, Alban Berg, Erwin Schulhoff
Mit: Schumann Quartett
Label: Berlin Classics 2023

Irene Suchy über Hatto Beyerle: https://van-magazin.de/mag/hatto-beyerle/

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Irene Suchy