Frühlingssinfonie und eine eingefangene Seele

18. Oktober 2023, 14:05

Titel ja, Programmmusik nein

Gar nicht so selten entsprechen Namen musikalischer Werke nicht den Absichten der Komponisten, sondern wurden den Werken von geschäftstüchtigen Verlegern verpasst. Der Titel von Robert Schumanns 1. Symphonie - Frühlingssinfonie - stammt aber von ihm. Vier Tage benötigte er - mitten im Winter - für den Entwurf, nach einem Monat war das Werk im Jänner 1841 vollendet. Die vier Sätze hatten zunächst Titel getragen, wurden aber von Schumann nicht für den Druck freigegeben: Frühlingsbeginn - Abend - Frohe Gespielen - Voller Frühling.


Elgar, wieder enigmatisch

"Awfully emotional! Too emotional," so Elgar über sein Violinkonzert, "but I love it." Am Titelblatt der Partitur ein Spekulationen provozierendes Zitat aus dem Roman Gil Blas von Alain-René Lesage: "Aquí está encerrada el alma de .....". Elgars Ehefrau Alice übersetzte den Satz, der mit fünf Punkten endet: "Herein is enshrined the soul of ....." - Hier ist (eingefangen, eingeschlossen, aufbewahrt) die Seele von ...
Fritz Kreisler, der Geigenstar des frühen 20. Jahrhunderts, hatte in einem Interview Edward Elgar auf eine Stufe mit Beethoven und Brahms gestellt und wünschte sich Musik von ihm. 1909 machte sich Elgar an die Komposition seines Violinkonzerts. Die Uraufführung fand im November 1910 in der Queen´s Hall in London statt. Solist war Kreisler, Elgar dirigierte.


Elgar, Komponist des British Empire?

Eine Studie mit dem Titel "Edward Elgar, Modernist" kam 2006 zu dem Schluss: "Wäre einer so scharfen Intelligenz wie jener Elgars wirklich am Britischen Empire gelegen gewesen, dann hätte er große und bedeutende Werke komponiert, die seiner Identifikation mit dem Empire Ausdruck verliehen. Dass er keines geschrieben hat, spricht Bände. In seinen größten Werken steht am Ende die uralte englische Einsicht, dass nach dem Sieg ein mühevoller Kampf wartet, voller Hoffnung, aber auch ohne absehbares Ende." Der Autor, der Musikwissenschaftler J.P.E. Harper-Scott, nennt Elgar einen "pastoralen Visionär."
Pastorales und Visionäres lassen sich am deutlichsten im 2. Satz des Violinkonzerts entdecken. Das Nobilemente-Thema bildet das Zentrum des Satzes und wohl des gesamten Konzerts. Elgar wünschte sich das Thema auf seinem Grabstein. Das Konzert beginnt mit einer fast dreiminütigen Orchestereinleitung. Der Einsatz der Violine ist "heartbreaking".

Service

stretta-music

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger