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Medizin und Gesundheit
Was belastet unsere Kinder so sehr?
19. Oktober 2023, 16:05
Jugendliche in der Krise
Die Zahlen sind erschreckend: Allein im Wiener AKH stieg die Zahl der Unter-18-Jährigen, die nach einem Suizidversuch betreut wurden, von 2018 auf 2022 um das Dreifache: konkret von 67 auf 200. Sorgen bereitet der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP), dass außerdem das Alter sinkt und immer jüngere Kinder, teils im Volksschul- und eines sogar im Kindergartenalter, Suizidgedanken und teilweise konkrete Suizidpläne haben. 25 bis 30 unter 18-Jährige begehen alljährlich Suizid. Dieser ist somit in Österreich die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Depression und Angststörungen
"Insbesondere als Folge der Corona-Maßnahmen ist die Zahl an jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen massiv gestiegen und es besteht dringender Handlungsbedarf", Univ.-Prof.in Dr.in Katrin Skala, die Leiterin der Stationen 4A und 4B der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Meduni Wien. "Bereits im Jänner 2021 berichteten rund 50 Prozent der 18- bis 24-Jährigen von depressiven Symptomen, 34 Prozent von Angstsymptomen und 24 Prozent von Schlafstörungen." Noch 2018 hatten 90 Prozent der Befragten einer regelmäßig durchgeführten europäischen Schülerstudie angegeben, einen ausgezeichneten oder zumindest guten Gesundheitszustand zu haben. Seit der Pandemie steigt die Zahl von Jugendlichen mit psychischen Problemen aber stetig an, hält die Kinder- und Jugendpsychiaterin Katrin Skala fest und erzählt auch von massiven Essstörungen und Suchterkrankungen. Aktuell werden mehrere 14-jährige Heroinkonsumentinnen, teils ehemals Vorzugsschülerinnen stationär im AKH behandelt. Einige von ihnen wurden auch Opfer schweren sexuellen Missbrauchs durch die Drogendealer.
Gewalt in der Schule
Einige "seiner" rund 430 Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren kommen aus schwierigen Verhältnissen, entladen ihre Emotionen durch Aggressionen und/oder fallen durch extrem introvertiertes Verhalten und Selbstverletzungen wie Ritzen auf, berichtet Christian Klar, Leiter einer Mittelschule in Wien-Floridsdorf. "Mir macht es Sorgen, wenn man eben nicht ausreichend Möglichkeiten hat, sich um diese Kinder zu kümmern. Eine Beratungslehrerin, die fast die ganze Woche bei mir ist, die kann in dieser Zeit auch nicht mit allen Kindern sprechen. Da bräuchte man viel mehr Angebote. Und vor allem wenn man dann wirklich Therapieplätze sucht, dann ist das halt wahnsinnig schwierig."
Prekäre Versorgungslage
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern gibt es hierzulande deutlich weniger Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Außerdem sind mindestens 35 Prozent mehr an mit der Sozialversicherung verrechenbaren Psychotherapie-Stunden nötig, um den Bedarf für Jugendliche zu decken, fordern Expertinnen und Experten. Eine von der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit auf Basis einer landesweiten Erhebung erstellte Versorgungslandkarte zeigt geografisch große Unterschiede beim Zugang zu psychosozialen Angeboten.
Das Projekt "Gesund aus der Krise"
Seit 2022 gibt es dieses für Österreich einzigartige Angebot für Kinder und Jugendliche vom Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie. Es wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert. Dazu Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger die Gesamtleiterin des Projektes: "Es ermöglicht österreichweit Kindern und Jugendlichen kostenlos bis zu 15 psychologische/ psychotherapeutische Beratungen oder Behandlungen anzubieten." Weitere präventive gesundheitsfördernde Maßnahmen, besonders auch im Bereich der psychosozialen Gesundheit, sollten bereits ab der frühen Kindheit verankert werden. Denn sie haben nachhaltig positive Auswirkungen auf ein gesundes Aufwachsen und damit die Lebensqualität für das gesamte Leben.
Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Mag.a Dr.in Maria Harmer
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
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Service
Assoc.Prof. Priv.-Doz.in Dr.in Katrin Skala
Leiterin der Stationen 4A und 4B der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Meduni Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel: +43 1 40400-30350
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Dipl. Päd. Christian Klar
Direktor der Franz Jonas Europaschule
Deublergasse 19-21
1210 Wien
Tel: +43 1 4000 563180
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Am Telefon:
Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger
Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP), Gesamtleitung von "Gesund aus der Krise"
E-Mail
Homepage
Weitere Informationen:
Jugend in der Krise
Gesund aus der Krise
Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP)
Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit
BM für Gesundheit
Kinder- und Jugendhilfe Österreich
Gesundheit Österreich
Stellungnahme der ÖGPP und der ÖGKJP: Gravierender Mangel an Psychiater:innen für alle Altersgruppen in Österreich
Für Hilfesuchende:
Telefonseelsorge (auch online)
Notruf 142 (kostenlos)
Rat auf Draht
Notruf 147
Die Boje, Ambulatorium für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen
Kriseninterventionszentrum (ab 18 Jahre)