Avantgardistinnen - Den Körper elektrisch singen (1)

23. Oktober 2023, 09:45

Wir richten die Scheinwerfer auf die Protagonistinnen der Frühzeit der elektronischen bzw. elektroakustischen Musik, die in den 1950er und 60er Jahre überwiegend Männersache war und vor allem in hochsubventionierten Studios wie etwa dem Studio für elektronische Musik des WDR stattfand. Ein Blick über den Tellerrand der musikalischen Zentren.

Der BBC Radiophonic Workshop des britischen Radios existierte 1958 bis 1998 und war nicht darauf ausgelegt ´edle` autonome Kunstmusik zu produzieren, sondern funktionale Sounds und Effekte für Radio- und später Fernsehprogramme - das berühmteste Beispiel ist die Serie Dr. Who. Zum anderen spielten Komponistinnen wie Daphne Oram, Maddalena Fagandini, Elizabeth Parker, und, am bekanntesten, Delia Derbyshire, von Beginn an eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von elektronischen Klängen, die, nicht nur im E-Bereich, sondern auch in der Popmusik bis heute stilbildend geblieben sind. "Viele Leute scheinen zu glauben, dass ich nur mit lustigen Geräuschen arbeite", sagte sie in einem Interview. "dass meine Musik nicht ernsthaft ist. Es gibt in Bezug auf elektronische Musik eine mentale Blockade: Die meisten sind der Meinung, sie müsse furchterregend oder beklemmend sein." Die Geschichte hat das mittlerweile korrigiert: Die 2001 verstorbene Komponistin gilt heute als Klassikerin und wird immer wieder neu gedeutet und interpretiert - zuletzt von der Throbbing- Gristle-Klangpionierin Cosi Fanni Tutti.

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• Radiokolleg

Gestaltung

• Thomas Mießgang