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Radiogeschichten
"Lebensknoten" von Julien Gracq (Übersetzung: Gernot Krämer). Es liest Roman Blumenschein
23. Oktober 2023, 11:05
Julien Gracq, geboren 1910 in Saint-Florent-le-Vieil als Louis Poirier, war Lehrer für Geschichte und Geografie an einem Pariser Gymnasium. Der literaturbegeisterte Pädagoge veröffentlichte seinen ersten Roman 1938 im Verlag José Corti, der vor allem auf die Texte der Surrealisten spezialisiert war, darunter jene von Andre Breton, des so genannten Papstes des Surrealismus. Breton blieb Gracq in den folgenden Jahren eng verbunden, auch wenn er nie dem Surrealismus zugeordnet werden konnte und wollte. Im Gegenteil, er wollte nirgendwo dazugehören und selbst den Prix Goncourt für seinen zweiten Roman lehnte er ab. Er blieb ein Einzelgänger, der bis zu seinem Tod 2007 zurückgezogen in seinem Geburtsort lebte. Dennoch erschrieb sich Julien Gracq den Ruf eines prägnanten Stilisten und eines der bedeutendsten Autoren der literarischen Moderne.
Kurz vor seinem Tod verfügte er, dass seine 29 mit "Randnotizen" betitelten Hefte nicht vor 2027 herausgegeben werden - mit Rücksicht auf Zeitgenossen, die darin vorkommen. Im Nachlass fanden sich dann auch als "Lebensknoten" bezeichnete Beobachtungen über Landschaften und Mentalitäten, die Moden der Zeit, Politik und Geschichte, die Literatur, das Schreiben. Sie reichen von der sinnlichen Beschreibung des Pays de la Loire über die Erklärung der sonderbaren Autorität von Bauernregeln bis hin zu Reflexionen über Tolkiens Herr der Ringe.
Gracqs Notizen sind der Versuch, die Wahrnehmung der Welt zu verdichten und einen engen, sinnlichen Kontakt mit ihr zu knüpfen.
Service
Julien Gracq: "Lebensknoten", Friedenauer Presse (Übersetzung: Gernot Krämer)
Sendereihe
Gestaltung
- Peter Zimmermann