Skination in der Klimakrise

27. Oktober 2023, 13:00

Am Samstag und Sonntag findet das Opening des Ski-Alpin-Weltcups auf dem Rettenbachferner in Sölden statt. Traditionell am letzten Oktoberwochenende, obwohl kein rechtes Winterfeeling aufkommen will. Warme Temperaturen bis weit in den Herbst und Schneemangel: Die Folgen des Klimawandels sind nicht länger zu leugnen. Medien schreiben von einem "kleinen weißen Streifen", der eine "Geröllwüste durchzieht". Und stellen die Frage: Ist das Festhalten am frühen Startdatum, ist der ganze Wintersport-Zirkus überhaupt noch zeitgemäß?

Die aufwendige Präparation des kleinen weißen Streifens sorgt schon seit dem Sommer für Protest von Bürger:innen und Umweltschutz-Organisationen. Mit Nahen des Saisonauftakts meldeten sich dann auch prominente Spitzensportlerinnen kritisch zu Wort: "Bis zu welchem Grad sollten wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne der Umwelt anpassen?" fragte Rekord-Weltcupsiegerin Mikaela Shiffrin. Viele, auch österreichische Athlet:innen schlossen sich an, während andere die Kritik für kontraproduktiv erklärten. Zuletzt erreichte die Diskussion auch die Politik: Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) fragte, ob wirklich "jetzt schon auf den letzten Gletscherresten Ski gefahren werden muss."

Die Verbände reagieren äußerst verstimmt auf die Debatte - und mit ihnen die Tourismusindustrie, die die publikumswirksamen Großevents als "Wirtschaftsmotor" braucht. Aber kann das funktionieren, wenn der Ski-Zirkus mittlerweile fast auf einer Stufe mit der Formel 1 als Synonym für klimaschädliche, aus der Zeit gefallene Massenveranstaltungen steht? Wie konnte es so weit kommen? Und könnte es nicht auch anders, nachhaltiger gehen?

Die Profi-Snowboarderin Manuela Mandl engagiert sich unter anderem als Botschafterin für die Organisation "Protect our Winters", die sich die "Stimme der Outdoor-Gemeinschaft für den Klimaschutz nennt". 2018 war Manuela Mandl Weltmeisterin in der Freeride World Tour, mittlerweile ebenfalls ein FIS-Bewerb; dieses Jahr beendete sie ihre Karriere mit einem weiteren Spitzenplatz. "Sport ist Lebensqualität", sagt sie heute - ein Erlebnis in und mit der Natur, nicht gegen sie. Auch wenn sie aus erster Hand weiß, dass eine Skisaison von langer Hand geplant ist und der Zeitplan nicht so leicht umgeworfen werden kann.

Man müsse auch an die "ökonomische Nachhaltigkeit" denken, forderte zuletzt ein Tiroler Landespolitiker. Über die nachhaltige Zukunft von Ökonomie und Ökologie, von Tourismus, Wirtschaft und Umwelt forscht der Innsbrucker Volkswirt Robert Steiger an der Universität Innsbruck.

Manuela Mandl und Robert Steiger diskutieren mit Xaver Forthuber und unseren Hörer:innen über das Image des Schneesports in Zeiten des Klimawandels, über Strukturen, Irrwege und eine nachhaltige Zukunft: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Xaver Forthuber