Theatervorhang und Lichtgalgen

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Menschenbilder

Die Theaterwissenschaftlerin und Aktivistin Gamze Ongan

"Niemals mit der Masse gehen."
Die Theaterwissenschaftlerin und Aktivistin Gamze Ongan

Die Weltoffenheit wurde Gamze Ongan, die in Trabzon am Schwarzen Meer aufwuchs, quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern, die beide sozial und kulturell engagiert waren, diskutierten oft stundenlang die Probleme ihres Heimatlandes Türkei und der Welt und weckten damit die politische Neugierde ihrer Tochter. Nach der Grundschule kam sie in das österreichische Sankt-Georgs-Kolleg in Istanbul, wo sie nicht nur perfekt Deutsch lernte, sondern erstmals auch das Gefühl von Heimweh erfuhr. Die katholischen Ordensschwestern der Schule lehrten sie Disziplin und Härte - doch ihre Englischlehrerin prägte sie auch mit dem Satz "Geht niemals mit der Masse", der Gamze Ongans Leitmotiv werden sollte.

Mitte der 1980er Jahre ging die heute 65-Jährige nach Wien, um Theaterwissenschaften zu studieren - und um zu bleiben. Eine Exkursion nach Auschwitz-Birkenau während dieser Zeit war ausschlaggebend für spätere berufliche wie private Aktivitäten, die bis heute schwer voneinander zu trennen sind. Ihre Masterarbeit trug den Titel "Auschwitz als Gegenstand des Theaters" - ein herausforderndes Thema in Zeiten der Waldheim-Affäre und des Aufstiegs von Jörg Haider in Österreich.

1991 begann Ongan im Migrantinnen-Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum Peregrina zu arbeiten und sich für Belange von zugewanderten Frauen einzusetzen. Viele Jahre war sie dort Geschäftsführerin. 2008 wurde sie Chefredakteurin der Stimme, der Zeitschrift der Initiative Minderheiten. 2023 erhielt Gamze Ongan das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Gestaltung: Mari Lang

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